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Das Thor ward erstürmt, der Feind drang in die Stadt;
doch nur schrittweise konnte er vordringen, weil jedes Haus,
jede Straße erst erobert werden mußten. Leichen türmten
sich auf Leichen; aber noch immer nicht wollten die Preußen
sich ergeben. Da aber erstürmten die Franzosen auch noch
ein anderes, das Mühlenthor, und fielen den Preußen in
den Rücken. Blücher gelang es mit knapper Not, sich mit
etwa 3000 Mann aus der Stadt zu retten; die übrigen,
die noch nicht gefallen waren, und unter ihnen auch Prinz
Friedrich Wilhelm, fielen als Gefangene in die Hände der
Franzosen. Das war der blutige Tag von Lübeck am
6. November 1806!
Auch Blücher konnte mit seinen 3000 Mann nicht
daran denken, noch länger Widerstand zu leisten. Es fehlte
ihm an Brot, an Futter für die Pferde und an Pulver,
und so mußte er sich ebenfalls am 7. November zu Ratkau
unweit Lübeck den Franzosen ergeben.
_ Nur etwa 9500 Mann waren von den 21000 übrig¬
geblieben; dieselben wurden nun als Kriegsgefangene nach
Frankreich abgeführt; auch 60 Fahnen und etwa hundert
Kanonen fielen in die Hände der Sieger. Blücher und
Prinz Friedrich Wilhelm erhielten aus ihr Versprechen, in
diesem Kriege nicht mehr gegen Frankreich kämpfen zu wollen,
d:e Freiheit. Beide hatten ritterlich gefochten für eine leider
schon verlorene Sache, gefochten gegen eine mehr als drei*
seiche Uebermacht; beide hatten ihre Pflicht bis zur äußersten
Grenze der Möglichkeit, bis zum letzten Augenblicke erfüllt.
Während sich aber des Prinzen eine düstere Stimmung,
ein finsterer Groll bemächtigte, loderte bei dem alten Blücher
der Zorn in hellen Flammen auf, und dieser Zorn machte
ihn ungerecht gegen den Prinzen. Er wars ihm vor, durch
eineu bei der Verteidigung des Burgthores begangenen
Fehler die Eroberung der Stadt verschuldet zu haben, und
diese Beschuldigung sprach er auch aus in einem Berichte
an den König. Der Prinz hielt es unter seiner Würde,
[ich gegen eine solche völlig grundlose Behauptung zu ver¬
teidigen; er begnügte sich damit, dem Könige den wahren
Sachverhalt mitzuteilen, und bat dann, da er nach einer
Tiem arin, Der schwarze Herzog. Z