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bon Jülich-Berg gestorben. Sofort besetzte Johann Sigismund als berech¬ 
tigter Erbe die erledigten Länder. In Wolf gang bon Pfalz-Neu berg trat 
ihm aber ein Mitbewerber entgegen. Da auch der Kaiser die Länder seinem Reiche 
einberleiben wollte, bereinigten sich die zwei Hauptbeteiligten; sie beschlossen, das 
Land gemeinsam zu regieren. Bald aber kam es zu neuen Streitigkeiten. 
Ein Krieg drohte auszubrechen. Beide Gegner suchten sich Verbündete zu her¬ 
schaffen; deshalb trat der Kurfürst zur reformierten und Wolfgang zur katholischen 
Kirche über. Diefer sicherte sich dadurch den Beistand der Liga, jener gewann die 
Hilfe der Union. Ehe es jedoch zum Kriege kam, einigten sich die beiden Parteien; 
in dem Vertrage zu Xanten (1614) erhielt Brandenburg Klebe, Mark und 
Rabensberg, der Pfalzgraf dagegen bekam Jülich und Berg. So bestand das 
Kurfürstentum Brandenburg aus drei großen Gebieten, die bon den Nachfolgern 
zu einem Staate berbundeu werden mußten. 
14. Georg Wilhelm 1619—1640. 
Während die Stürme des furchtbaren Dreißigjährigen Krieges über Deutsch¬ 
lands Fluren dahinrasten, saß auf dem brandenburgischen Throne der schwache, 
wankelmütige Georg Wilhelm. Sein Wahlspruch war: „Anfang, bedenke das 
Ende." Leider kam er bor lauter Bedenken nie zu einer Tat. Seine ohnmächtige 
Regierung und sein Kanzler Adam bon Schwarzenberg, der offenkundig 
dem Kaiser zuneigte, brachten den Staat tatsächlich an den Rand des Ver¬ 
derbens. 
15. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst 1640—1688. 
1. Seine Jugend. 
Friedrich Wilhelm, den die Geschichte den Großen Kurfürsten nennt, 
wurde 1620 int Schlosse zu Berlin geboren. Anfangs erzog ihn seine fromme 
Mutter; sie gab ihm die Lehre, Gott und seine Untertanen über alles zu 
lieben, sich aller Tugenden zu befleißigen und die Laster ernstlich zu hassen. 
Später leiteten bortreffliche Männer seine Erziehung. Aber nur wenige Jahre 
konnte der junge Prinz im Schlosse seiner Väter berweilen; die Raubscharen 
Wallensteins zwangen ihn, ein stilles Jagdschloß aufzusuchen. Als jedoch 
der Lärm und die Schrecknisse des unglückseligen Krieges auch hierher drangen, 
brachten die Eltern den Knaben nach der stillen Oderfestung Küstrin. Voll 
Eifer suchte sich der Kurprinz die Anfänge der Wissenschaften anzueignen. 
Uber dem Lernen wurde aber die Ausbildung des Körpers nicht bergessen; 
durch Reiten, Fechten, Baden und Schwimmen wurde derselbe abgehärtet 
und gestählt. Doch auch nach Küstrin drangen die Stürme des Krieges. Der 
Prinz hörte nicht bloß bon den Taten der Kriegshelden, er sah auch seinen 
Oheim Gustab Adolf bon Schweden, der auf seinem Siegeszuge durch Deutsch¬ 
land begriffen war. Später ging Friedrich Wilhelm nach Stettin an den Hof 
des Herzogs bon Pommern, um Land und Leute des Staates kennen zu lernen, 
der in der nächsten Zeit ihm zufallen mußte. Aus der Reise bekam der empfängliche 
Knabe ein Bild bon den Schrecken des Krieges; überall sah sein An ge rauchende
	        
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