Die andere Mühle wird die Thomas-Mühle genannt / weil sie vor dem 
Thomas-Thor oder hinter dem Thomas-Kloster an der Pleisse gelegen . . . 
Die dritte Mühle / so gleichfalls die Pleisse treibet / ist die Barsüsser-Mühle / 
welche vorm Barsüsser Thor lieget ... 
Nun komme ich zu dem herrlichen und weitberühmten Hause / so anfänglich 
von D. Heinrich Auerbacheu ersauft / und derowegen noch heut zu Tage Auerbachs 
Hof^) genennet wird / das ist von vielen Gewölben / Kammern und Sälen stattlich 
erbauet / und von Welschen / Frantzosen / Niederländern / Nürnberger / Angspur- 
gern und andern fürnehmen Handels-Leuten dermassen besetzt / auch mit grossem / 
herrlichen Gut / und vielen Wahren / so reichlich versehen / daß es wohl einem 
besondern stattlichen Marckt fönte verglichen werden / ... Der fürnehme Poet 
(schreibet) nicht unbillig: 
Wer nach Leipzig die Messe zu sehen gereiset / 
und nicht in Auerbachs Hof kommen ist / 
der darff nicht sagen / 
daß er zu Leipzig gewesen sey." 
(Der Durchgang durch Auerbachs Hof ist) „alle Jahrmärckte beydes von Frembden 
und Einheimischen fleißig besuchet und im selbigen ein grosser Gewerb an Wahren 
getrieben / und dafür ein groß Geld angeleget und ausgegeben wird." (Heyden¬ 
reich, Bl. 24.) 
„Die Apotheosen / derer drey in der Stadt und denen Besitzern zuständig 
seyn / davon die erste den güldenen Löwen / die andere den König Salomo / und 
die dritte den schwachen Mohren zum Zeichen führen. In diesen Officinen werden 
nach derer Herren Medicorum Rath die Artzeneyen verfertiget und zubereitet. Damit 
auch frifche und nicht verlegene Species und Simplicia in denenselben möchten ge¬ 
brauchet / verkaufst / auch weder arm noch reich mit unziemlichem Taxt übersetzet 
werden / so ist von Churs. Dchl. zu Sachsen gnädigst verordnet / daß dieselben 
durch die von Universität und dem Rath Herren Deputirte jährlichen mit Fleiß 
visitiret . . . werden." 
(Vogel, a. a. O., S. 170.) 
„In ganz besonderem Flor stand nach dem 7-jährigen Kriege der „Kuchen- 
garten", welchen der Reutmitzer Bäcker Händel angelegt hatte. Ein Student 
hatte im Jahre 1773 eine lustige Landkarte von Leipzig und seiner Umgebung ge¬ 
zeichnet, und unter dem Namen „Leipziger Studentengeographie" in Kupfer stechen 
lassen . . . Reudnitz kam dabei gut weg, denn er bezeichnete es nur als „eine 
immerfließende Quelle und Erquickung grundtriebiger Kuchenmusen." Durch Goethe 
ist der Reudnitzer Kuchengarten unsterblich geworden. Während Goethe in Leipzig 
studierte — von 1765 bis 1768 — ist er ebenfalls oft als „grundtriebige Kuchen¬ 
muse" nach Reudnitz gewandert und hat sogar den Bäcker Händel in einem schwung¬ 
vollen Hymnus angesungen, worin er die Manier eines dichterischen Universitäts¬ 
professors jener Tage, seine Verse mit hochtönenden Fremdwörtern auszuwattieren, 
so glücklich parodierte, daß dieses Gedicht reißenden Absatz fand . . .5)" 
„Auch die Milchinfel war ein besuchter Vergnügungsort der Leipziger, 
wo man frische Milch mit Semmeln, kleine Rosinen und Mandeln genoß. Es be¬ 
fand sich hier eine Ökonomie, deren Pächter viele Kühe hielt und die Milch in die 
Stadt zum Verkaufe schickte." 
(D. Moser, Chronik von Reudnitz S. 55 f.) 
4) Vgl. Band I, S. 340. 5) s. „Goethe über das geistige Leben in Leipzig."
	        
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