Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

Das ßeer= und Verteidigungswesen des 2\et<f>es. 
Einfall von außen gerüstet zu fein. Außerdem wurden wohl noch 
kleinere Burgeu zur Deckung einzelner Grenzpunkte angelegt. Hein¬ 
rich I. hatte damit den Anfang gemacht; seine Nachfolger setzten sein 
Werk fort. Heinrich hatte die Besatzung dieser Burgen ans den 
Wehrpflichtigen der nächsten Umgebung genommen; in den Zeiten des 
mehr entwickelten Lehnssystems wurde die Bewachung der Burgeu 
sog. Burgmannen anvertraut, rittermüßigen Vasallen, die gegen Ent¬ 
schädigung durch Geld oder Grund und Boden eine Anzahl von 
Kriegern stellten. Über sie ward als Kommandant der Burg ein 
Burggraf gesetzt, gewöhnlich der vornehmste der Burgmannen, der 
dann zugleich das Amt eines Richters über die Insassen der Burg 
und das umliegende Gebiet versah. Namentlich an den Ostgrenzen des 
Reichs entstand eine ganze Reihe solcher Marken. Wenn dann 
diese Grenzen durch Siege über die Slawen eine Erweiterung er¬ 
fuhren, so wurden die Marken weiter nach Osten gerückt. Die erste 
Mark, welche (an der Unterelbe) gegen Obotriten, Polaben, Wagner 
u. f. w. errichtet ward, war die sog. „Billunger Mark" oder die 
„Sachsengrenze" (limes Saxonicus). Südlich davon, im Lande der 
Heveller, entstand nach deren Bezwingung durch Heinrich I. und Otto I 
die „Nordmark" (später „Mark Brandenburg" genannt); südlich da¬ 
von gab es ein ganzes System von Marken, erst mehr westlich zwei 
kleinere, Merseburg und Zeitz, die aber ihre Bedeutung verloren, als 
weiter nach M'ten hin die Mark Meißen vorgeschoben ward, und 
diese wiederum erhielt eine Art von Vormauer in den „Lausitzer 
Marken." Um die Mitte des 10. Jahrhunderts standen alle diese Marken 
unter einem einzigen Markgrasen, Gero, der den Titel eines „Her¬ 
zogs der sächsischen Marken" führte und über das ganze Land zwischen 
Oder, Elbe und Saale gebot. Nach seinem Tode (965) wurden die 
einzelnen Marken an verschiedene Grasen verteilt; die Mark 
Brandenburg kam später an die Ascamer, die Mark Meißen an die 
Wettiner. 
^nt_ ^ndosten breitete sich ebenfalls ein Markensystem immer 
weiter östlich aus, von Kärnten nach Kram, von da nach der steierischen 
Mark, bis endlich die große „Ostmark" (der Kern des heutigen Öster¬ 
reich) alle diese Marken in sich befaßte. 
Befestigungen anzulegen, war längere Zeit hindurch ein Vor¬ 
recht des Reichsoberhauptes, und nur mit dessen Genehmigung konnten 
|olche auch von einzelnen Großen erbaut werben. Später ging dieses 
mccht, wie viele andere, an die Landesherren über. Den einfachen 
Rittern ward es nicht zugestanden; die Errichtung von Ritterburgen 
Biedermann, Deutsche Volks- und Kulturgeschichte. II. 5
	        
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