40 III. Lebensbilder aus der deutschen Geschichte.
Fuders ein Mönch, Peter von Amiens, zog nmher durch Frankreich nnb
rief bte Cutter ans. Bald kam ein gewaltiges Heer zusammen, meist aus
Franzosen bestehenb. Zum Führer aber wählten sie den tapferen Herzoa
Gottfneb von Bouillon. Währeub eben bas Hauptheer sich rüstete zogen
schon begeisterte Haufen nieberen Volkes, unter bem auch viel Lumpenpack
sich befaub, bavou. Peter und ein heruntergekommener Ritter Walter von
Habenichts, führten diese sauberen Gesellen. Als sie durch Deutschland zogen,
fielen sie zuerst über die Juden her und mißhaubelteu biefe schänblich bis
Kaiser Heinrich bazwischensuhr und die Inden schützte. Das ist die'erste
scheußliche Judenverfolgung in Deutschland gewesen. Dann zogen die Helden
weiter. Da sie auch in Ungarn und Bulgarien sich Übel genug aufführten,
würben sie von ben Leuten meist totgeschlagen. Klägliche Reste bieses Vor¬
marsches kamen in Konstantinopel an.
Dann aber folgte bas gewaltige Hauptheer. Weil bie Ritter alle ein
Kreuz auf ihrem Mantel eingenäht trugen, hießen sie Kreuzritter. Sie
sammelten sich in Konstantinopel. Der griechische Kaiser machte Schwierig-
feiten, weil er fürchtete, bies große Heer werbe möglicherweise Kleinasien uub
bte anderen inorgeuläudischeu Gegenden für sich erobern wollen, ohne sie ihm
zurückzugeben, Erft nachdem für ihn ein günstiger Vertrag geschlossen war
versprach er seine Unterstützung des Zuges.
Dann zog man ab durch Kleinasien. Der Marsch war beschwerlich,
da das Innere des Landes größtenteils Wüste ist. Da ist manches Roß und
mancher Reitei verschmachtet. Das Heer schmolz bedenklich zusammen. Viele
kehrten auch wieder um. Dazu kamen die beständigen Angriffe der Selb-
schnkken. -i rotzdeut kam man vorwärts. Die Feinde wurden überall geschlagen.
Ehe das Kreuzheer Jerusalem erreichte, geriet es noch in große Gefahr.
Man hatte die seste ^tadt Antiochia nach langer Belagerung erobert und war
gerade hineingezogen, als ein großes feindliches Heer sich draußen um die
<rstabt^ legte, »jn ber ötabt waren bie Lebensmittel schon säst völlig verbraucht,
so baß mittlerweile unter ben belagerten Kreuzfahrern Hungersnot ausbrach.
Enblich, als bie Ritter schon vor Entkräftung zu sterben ansingen, tauchte
ein Mönch mit einer alten Lanze auf nnb behauptete, er wisse ganz genau,
baß biefe Lanze biefelbe sei, mit ber einst ber Kriegsknecht Christus in bie
feeite gestochen habe. Die Kreuzfahrer würben von solcher Begeisterung er-
griffen, baß sie biefe heilige Lanze hätten nnb griffen plötzlich bie Seldfchukken
dermaßen an, daß diese in bie Flucht geworfen wurden. Darauf zog man
fröhlich nach Jerusalem und erreichte die heilige Stadt. Man sah sie plötzlich
von einer Höhe aus vor sich liegen. Die Kreuzfahrer sielen auf die Knie,
weinten vor Freude und sangen fromme Lieder. Nur wenig länger als einen
Monat währte es, bann brangen sie in bie stark befestigte nnb tapfer ver¬
teidigte Stadt ein. Entsetzlich haben sie hier gewütet. Denn sie hatten mit
niemanden Erbarmen, nicht mit Frauen und Kindern ober Greifen. Alle
fraß ihr grausames Schwert.