klären, ja daß er sogar den Muth hatte, ihm einen gemeinen
Bürger von Athen vorzuziehen, und am L-chlusse der Unterre¬
dung auszurufen: Niemand istvor seinem Tode glück¬
lich! Indessen sollte Krösus die Wahrheit dieses Ausspruchs
bald erfahren; denn er verlor nicht nur einen geliebten Sohn
durch einen gewaltsamen Tod auf der Jagd, sondern gerieth
auch durch seinen Uebermuth in einen Krieg mit dem Persischen
König Cvrus, der ihn gefangen nahm, und im Rausche fei.'
nes Waffenglücks befahl, den Kr-ösus zu fesseln, und ihn aus
einem Scheiterhaufen im Angesicht des ganzen Persischen Hee¬
res zu verbrennen. Als nun der unglückliche König auf den
Holzstoß gesetzt ward, rief er, wie aus einer tiefen Ohnmacht
erwachend, dreimal den Namen S o l o n aus. Cyrus, derben
Sinn dieses Rufs noch zu rechter Zeit erforschte, nahm Solons
Worte und Krösus merkwürdigen Glückswechsel in ernsthafte
Ueberlegung, schenkte ihm das Leben, und nahm ihn als Be¬
gleiter auf allen seinen Feldzügen mit. Krösus wurde, belehrt
und gebessert durch Unglück, was er vorher nie gewesen war,
ein bescheidener, tugendhafter Mann, der ohne Thron und Scha¬
tze nun lernte, daß Reichthum nicht glücklich mache.
9. Genügsamkeit und Redlichkeit.
Casus Fabricius, ein Römischer Rathsherr, der die
wichtigsten Ehrenstcllen im Staate bekleidet hatte, war bei der
äußersten Armuth seinen Mitbürgern schon lange ein Muster
der fröhlichsten Genügsamkeit gewesen. Das einzige silberne
Geschirr in seinem Hause war ein kleiner silberner Becher mit
einem Boden von Horn. Seinen Töchtern gab der Staat aus
der öffentlichen Schatzkammer eine Ausstattung, da er selbst
es nicht zu thun im Stande war. Dieser Mann wurde im
Jahre 280 als Abgesandter in das Lager eines Griechischen Kö¬
nigs, Namens Pyrrhus, geschickt, mit dem die Römer da¬
mals in einem Kriege begriffen waren. Pyrrhus nahm ihn sehr
freundlich auf, und bot ihm ein reiches Geschenk, als Zeichen
seiner Hochachtung und Gastfreundschaft, dar, welches aber
Fabricius ausschlug. Der König, dadurch noch mehr für die¬
sen Mann eingenommen, bot ihm die erste Stelle in seinem