280 Achter Zeitraum. Von Friedrich II. bis zur Wiederherstellung d. Deutschen Reiches.
Jahre 1859 die erste feste Rheinbrücke (jetzt Hohenzollernbrücke) dem Ver¬
kehr übergeben.
f) Friedrich Wilhelm IV. als Förderer der Wissenschaften und Künste.
Der König, selbst hochgebildet und künstlerisch tätig, ließ sich die Pflege
der Wissenschaften und Künste sehr angelegen sein. Zahlreiche Gelehrte
und Künstler ersten Ranges erfuhren die Gunst des Monarchen. Unter
jenen ragen vor allem die Brüder Grimm, unter diesen die Maler
Cornelius und Kaulbach, der Bildhauer Rauch und der Dichter
Friedrich Rückert hervor (vgl. S. 256). Eine Reihe der herrlichsten
Bauwerke verdankt dem Könige ihre Entstehung oder Wiederherstellung.
Außer dem Kölner Dome und der Zollernburg sind u. a. zu nennen:
die Berliner Schloßkapelle mit ihrer Riesenkuppel, der Hochmeistersitz
Marienburg und das Bergschloß Stolzenfels a. Rh.
g) Friedrich Wilhelms IV. Erkrankung und Ende. Im Herbst des
Jahres 1857 traf den König ein Schlaganfall, der Vorbote eines schweren
Gehirnleidens. Die Stellvertretung des erkrankten Monarchen, der
keine Kinder hatte, übernahm sein Bruder, der Prinz Wilhelm. Un¬
gefähr ein Jahr später (Oktober 1858) erhielt dieser die Regentschaft
und damit die selbständige Leitung der Staatsgeschäfte.
Am 2. Januar 1861 erlag Friedrich Wilhelm IV. seinem Leiden.
Er wurde in der von ihm selbst erbauten Friedenskirche zu Potsdam
beigesetzt.
^ 3. Wilhelm I., -
1888 König von Preußen (2. Januar 1861 bis 9. März 1888) und deutscher
Kaiser (18. Januar 1871 bis 9. März 1888).
a) Seine Kindheit und Jugend. Wilhelm I. wurde am 22. März
1797 geboren. Als Kind war er sehr zart und schwächlich. Erst als
Jüngling erlangte er die Rüstigkeit, deren er sich bis in sein hohes ©reifen-
alter erfreut hat. Schon früh zeigte der Prinz eine ausgeprägte N e i-
gung zum Soldatenstande. Am 1. Januar 1807, als die Königs¬
familie im Begriffe war, von Königsberg nach Memel zu flüchten,
trat er in die Armee ein, für die er „das Vorbild aller soldatischen
Tugenden"1 geworden ist. Die Königin Luise erkannte in seinem ganzen
Wesen die Charakterzüge ihres Gemahls. „Unser Sohn Wilhelm", so
schrieb sie in ihre Heimat, „wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein
Vater, einfach, bieder und verständig."
1 Worte des Kronprinzen Friedrich Wilhelm an seinen kaiserlichen Vater bei
dessen siebzigjährigem Militärdienst-Jubiläum (1877).