Full text: Allgemeine Erdkunde, Ausführliche Behandlung eines Abschnittes aus der Länderkunde, Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur (H. 7)

Die Gewässer des Landes: Gletscher. 
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entfernt. Die winterlichen und bei weitem mächtigeren Staublawinen bestehen aus 
lockerem Schneestaub, die besonders im Frühjahr niedergehenden Grundlawinen 
wälzen die Schneedecken steiler Abhänge samt den Geröllmassen zu Tale. 
c) Entstehung und Bewegung der Gletscher. Aus den Schneelagern des 
Gebirges oberhalb der Schneegrenze bildet sich durch den Druck der Schneemassen, 
auch durch Schmelzen und Wiedergefrieren der dichte, körnige und schmiegsame 
Firn, der, dem Gefetze der Schwere folgend, in die Tiefe drängt und sich in den aus- 
gedehnten Mulden des Hochgebirges allmählich als sogenanntes Firnmeer an- 
sammelt. Immer weiter in die Talrinnen und somit in wärmere Gegenden vor- 
rückend, bildet der ausFirn bestehende Eisstrom einen Gletscher (Bild 17,19,30,32). 
Die Gletscher befinden sich in beständiger Bewegung infolge ihrer eigenen 
Schwere. Die größte in den Alpen gemessene Geschwindigkeit der Gletscher betrügt 
1,3 in in 24 Stunden, ihre jährliche Durchschnittsgeschwindigkeit etwa 100 m. 
d) Bodengestaltende Tätigkeit und Abschmelzen der Gletscher. Auf den 
Gletscher geratene Gesteinstrümmer sammeln sich auf seiner Oberfläche an und 
bilden Stein- und Schuttwälle, die sogenannten Moränen (Bild 31, 32). Diese 
fassen als Seitenmoränen den Gletscher ein, während sie als Mittelmoränen 
das Zusammenfließen mehrerer Eisströme anzeigen, als End- oder Stirnmoränen 
in Gestalt von oft stundenweiten Steinwüsten dem unteren Ende des Gletschers vor- 
gelagert sind und als Grundmoränen durch den Gletscherlehm die Trübung der 
Gletscherbäche veranlassen. Diese bilden sich aus dem Schmelzwasser der Gletscher, 
brechen an seinem unteren Ende, seiner Zunge, meist durch ein hohes, gewölbtes, 
blaues Eistor, das Gletschertor, hervor und sind gerade im heißen Sommer 
die sichersten Ernährer der Ströme, so des Rheins. Das Zungenende wandert nach 
längeren Zeiträumen größerer Feuchtigkeit weiter nach unten, nach trockenen Jahren 
zieht es sich zurück (Bild 17, 32). 
Moränen diluvialer, also der Eiszeit (S. 12) angehörender, früherer Gletscher 
zeigen Bild 34 und 35. Oft hat der Moränenschutt einen Damm aufgerichtet, hinter 
dem sich die Gewässer zu einem Stausee angesammelt haben. Auch haben die Grund- 
moränen oft Vertiefungen (Bild 36), und sehr oft sind tnftch die Schmelzwasser des 
Gletschers Rinnen oder kolkartige Strudellöcher in dem lockeren Schutt ausgewaschen 
(Bild 33). Auf diese Wsise siud zahlreiche Wasserbecken in der Umrandung der Ost- 
see entstanden. Auch haben sich viele Zeugen der abhobelnden Tätigkeit der eiszeit- 
lichen Gletscher in den Rundhöckerformen der Berge, in Schliffen und Schrammen 
der Felsen sowohl in deutschen Mittelgebirgen als auch im Norddeutschen Flachland 
erhalten (Bild 37). 
e) Abstoßen der Eisberge. Da, wo in hohen Breiten die Gletscher mit ihren 
unteren Enden das Meer berühren, brechen Eisblöcke von ihnen ab. Diese werden 
als Eisberge, zuweilen mehr als 30m über und 250m unter die Oberfläche des 
Wassers reichend, durch die Meeresströmungen in wärmere Meere getragen, wo sie 
schmelzen (Bild 38). Grönland und Alaska entstammen vor allem diese in wärmeren 
Meeresräumen weithin Nebel erzeugenden Schrecknisse der Schiffahrt. In Grön- 
lcmd wird die nie sich erschöpfende Vorratskammer des Eises aus dem Inlandeise 
gebildet, das als Überrest der Eiszeit die Insel bedeckt^. 
1 Die dichten Felder von Packeis in den Polarmeeren bilden sich durch Gefrieren des 
Meerwassers, wobei das Salz ausgeschieden wird. Von diesen Feldern sondert sich das 
Treibeis ab, das im Atlantischen Ozean bis 50° N, vom Süden her bis in die Nähe des 
Kaps der Guten Hoffnung gelangt.
	        
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