Full text: Allgemeine Erdkunde, Ausführliche Behandlung eines Abschnittes aus der Länderkunde, Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur (H. 7)

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11. Die Lufthülle der Erde. 
je schräger sie einfallen (Fig. 40). Aus diesen Gründen wird die Erde innerhalb der 
Wendekreise am meisten und am gleichmäßigsten erwärmt, und die Temperatur 
nimmt in: allgemeinen vom Äquator uach deu Polen hin ab; sie ist also zunächst 
von der geographischen Breite abhängig. Auf dieser Tatsache beruht die Ein- 
teilung der Erdoberfläche in fünf Zonen. Nenne sie und gib ihre Grenzlinien an! 
Sodann erwärmt sich das Land schneller und stärker als das Wasser. Darum 
liegen die heißesten Teile der Erde aus der größten Landmasse, der Alten Welt, uud 
innerhalb der Tropen. Die innere Sahara und der nördliche Sudan zeigen ->-30° 
im Jahre, 35° im Juli, ähnlich so Arabien, Mesopotamien, Nordwest-Vorderindien 
und Iran. Aber das Land erkaltet auch weit schneller und stärker als das Meer; 
darum findet sich der im Jahresdurchschnitt kälteste Punkt, abgesehen von den 
höchsten Breiten Grönlands, ebenfalls auf der größteu Landmasse, nämlich bei 
Werchojänsk in Ostsibirien mit — 17° im Jahre und — 51° im Januar. Das Meer 
hat die geringste Wärmeschwankung, das Land die größte. Die Temperatur- 
gegensätze des Laudes entfernen sich ant meisten voneinander, in Werchojänsk bei 
einem Juli von +15° durchschnittlich um 66°. 
2. Tie Lustwärme nimmt serner ab mit zunehmender Höhe des Bodens über 
dem Meeresspiegel, da die mit wachsender Höhe immer dünner werdende Luft sich 
zwar schnell erwärmt, aber die Wärme nicht festzuhalten imstande ist1. Daher sind 
die eint weitesten in die Lust aufragenden Teile der Festländer mit ewigem Schnee 
und Eis bedeckt, wozu auch der Umstand beiträgt, daß die Oberfläche der Gebirge 
int Vergleich zu der unermeßlichen Ausdehnung des Luftmeeres, in das sie wie Inseln 
hineinragen, zu klein ist, so daß jeder Windstoß die schon erwärmte Luft fortweht 
und neue kalte an ihre Stelle bringt. 
Im Winter findet jedoch im Gebirge vielfach eine Temperatnrumkehr statt. 
Die Berge sind nämlich dann oftmals wärmer als die Täler, ans deren Sohle eitle 
Schicht kalter Luft lagert, die nicht entweichen kamt. Da außerdent die Sonnen- 
bestrahlung infolge der dünneren Luftschicht aus den Bergen stärker ist, so finden sich 
in geschützt liegenden Höhengegenden im Bereiche des Sonnenscheins frühlingsgleiche 
Temperaturen, die besonders Brustkranke anlocken, dort einen Winteraufenthalt zu 
nehmen (Davös in den Rätischen Alpen, 1550m). Ferner trifft man in Mitteldeutsch- 
land mehrfach an höheren Stellen den für Kälte empfindlichen Nnßbanrn, der in der 
nebenanliegenden tieferen Ebene nicht fortkommt. 
3. Die Mittelwerte der Temperatur werden gefunden, indem man zunächst 
die Mitteltemperatur des Tages feststellt2 und dann zur Ermittlung des Monats- 
nnd des Jahresmittels fortschreitet. Warum kauu man die mittlere Monats- 
und die mittlere Jahrestemperatur erst nach einer laugen Reihe von Jahren ge- 
Winnen? Für Mitteldeutschland beträgt die mittlere Jahrestemperatur +9°. Was 
heißt das? Sollen diese Mittelwerte zur vergleichenden Schätznng für größere Erd- 
räume dienen, so sind sie ans das Meeresniveau zu reduzieren, d.h. es muß 
berechnet werden, welches die Luffwärme des gegebenen Ortes fein würde, wenn 
er in Om Höhe läge, damit die Wirkung, welche die Lage über dem Meeresspiegel 
auf die Wärmezisfer ausübt, aus ihnen entfernt wird. 
4. Thermische Linien. Die Linien, welche die Orte mit so gewonnener gleicher 
1 In Deutschland beträgt die Abnahme etwa"0,6° auf je 100 m. 
2 Dies geschieht, indem man die Temperatur eines Tages z. B. um 7 Uhr früh, um 
2 Uhr mittags und um 9 Uhr abends vom Thermometer abliest, zur Morgen- und Mittags- 
temperatur die doppelte Abendtemperatur addiert und die so erhaltene Summe durch 4 teilt.
	        
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