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12. Das Klima.
schiebt sich, bent Höhenstande der Sonne folgend, nach dein Äquator zu, und dann
treten an seine Stelle regenbringende Westwinde. So wandert in Italien die Regen-
zeit Dom Herbst an nach 8 und rückt im Frühjahr wieder nach N vor. Das ist be¬
zeichnend für das Mittelmeerklima. Ähnliche Verhältnisse zeigen der Südwest-
teil des Kaplandes, Australiens sowie Chile und Kalifornien.
Leitpflanzen dieses Klimagebietes sind in Südeuropa immergrüne Laub-
bäume, die Südfrüchte (Agrumen), der Ölbaum, die Zypresse und die Pinie.
3. Im polwärts angrenzenden Gebiete der veränderlichen Winde in den
gemäßigten Zonen fallen Niederschläge zu alleu Jahreszeiten, und zwar
in den Küstengebieten größtenteils im Winter, landeinwärts tritt allmählich zu-
nehmend das Regenmaximum im Sommer ein. Deutlich ausgebildete vier Jahres-
zeiten, polwärts zunehmender starker Unterschied zwischen Tag und Nacht,
Mangel au bedeutenden Gegensätzen zwischen Wärme und Kälte, Feuchtigkeit
und Dürre, dazu die durch den Wechsel der Jahreszeiten ausgeübte stärkere An-
regnng des menschlichen Organismus sind die Kennzeichen dieses Gürtels, der zum
Hauptsitze der menschlichen Kultur in der Neuzeit gewordeu ist. — Dieser
Gürtel wird auch Zoue der vorherrschenden Westwinde genannt. Sie bringen
den westlichen Küsten bedeutend mehr Feuchtigkeit, als die östlichen empfangen. -
Wo Randgebirge den Regen abfangen, entstehen (im „Regenschatten") Steppen.
Leitpflanzen sind nnsere mit Vorliebe zu dichten Waldbeständen vereinigten
Waldbänme: blattwechselnde, sommergrüne Laubbäume, Fichten im Gebirge,
Kiefern in der Ebene, beide nach NO hin immer mehr vorherrschend. Ferner kenn-
zeichnen dies Gebiet Heide- und Moorpflanzen, Wiesen- und Ackerfluren,
£ bftpflanzuugen.
4. Die kalte Zone oder das arktische Klimagebiet, an Raum das kleinste,
reicht im 8 nicht an die Kontinente heran, hat aber im N bedeutenden Anteil an
Amerika und Asien. Der südwestliche Teil Islands nnd die unter dem Einflüsse des
Golfstromes stehenden Küstenlandschaften Norwegens bis über 70°N hinaus gehören
dem arktischen Klima nicht an. Der Umstand, daß die Sonne mindestens
einen ganzen Tag unter dem Horizont bleibt uud mindestens einen
Tag nicht untergeht, kurze Dauer und niedrige Wärme des Sommers,
kaum merkliche Schwankungen in den Tagestemperaturen, Trockenheit
der Luft und Armut au Niederschlägen, Nebel über den offenen Meeres-
teilen und dasselbe unveränderte Wintergepräge auch beim Anstauen
des Packeises ^ sind die bezeichnendsten Erscheinungen.
Die Niederschläge fallen als Schnee uud Eisuadelu uieder uud erreichen schon
im Britischen Nordostamerika, in Nord- uud Nordostsibirien nicht mehr jährlich 25 cm
Regenhöhe. Die Verduustuug des Polarmeeres ist infolge der Kälte sehr gering,
und obendrein erwärmen sich die polaren Luftströmungen, wenn sie äqnatorwärts
abfließen. Sie können also keinen Niederschlag abgeben.
Im allgemeinen kann man dies Gebiet durch die 5°-Jahres-Jsotherme begrenzen.
Sein innerer Raum um die Pole herum steht unter der Herrschaft des ewigeu
Eises, das in steter Bewegung ist durch Zusammenfrieren, Auseinanderbrechen
uud Ubereinanderschieben (Bild 44). Es wird bald breiter, bald schmaler umsäumt
von deu Tundren mit ihren Lagerpflanzen, Moosen und Flechten. Auf der
1 Die von der Sonnenstrahlung erzeugte Wärme wird durch das Schmelzen der Eis-
massen verbraucht.