Full text: Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare

14. Upolu. 
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der Regen niemals ganz mangelt, meist das ganze Jahr hindurch Wasser haben. 
Kartographisch sicher festgelegt sind irr den meisten Fällen nur erst ihre Mündungen 
am Ufer; der ganze Urwald ist aber durchzogen von großen und kleinen Wasseradern, 
die einen der höchsten Reize dieses mit so wunderbarer Schönheit geschmückten Eilands 
bilden. Nah und fern hört man es bei einer Wandemng durch die Bergwälder rauschen; 
bald ist es das Murmeln eines Baches, der in der Nähe unter dichtem Gebüsch dahin- 
zieht, bald ist es das ferne Tosen eines Wasserfalls, der in der Tiefe einer mächtigen, 
walderfüllten Bergschlucht zu Tal stürzt; und wandert man auf dem Sand und Block- 
geröll der Meeresküste, unter den Kokospalmen des Strandes entlang, so hat man 
wieder und wieder mit dem Verkehrshindernis einer der klaren, breiten Flußmfmdnn- 
gen zu rechnen, die hier in das Meer hinaustreten. Der Samoaner pflegt ihre flache, 
über feinen weißen Sand dahinströmende Flut mit seinen nackten Füßen einfach zu 
durchschreiten. Brückenanlagen finden sich daher außerhalb 'APias nur bei einigen 
wenigen größeren Flüssen, hergestellt ans Baumstämmen, die entweder unmittelbar 
auf die aus den: Bett aufragenden Lavablöcke oder einfach aus Steinpackungen her- 
gestellten Pfeiler gelegt sind. Bei dem Ort Lnfi-Lufi, etwa 20 km östlich von Apia, 
tritt eine Quelle unterirdisch in die See hinaus, indem sie in den Hintergrund einer 
Grotte mündet, die wohl als der Hohlraum eines alten Lavastromes anzusehen ist 
und sich nach dem Meere zu öffnet. Die Eingeborenen haben vor ihren Eingang 
einen kleinen Damm gegen die See aufgeführt, so daß ein kleines Süßwasserbecken 
entstanden ist, das zu einem Teil, hart an: Meere, noch unter freiem Himmel liegt, 
zum anderen weit in den tiefen Schatten der Grotte hineinreicht. So ist das ent- 
zückendste Badebassin geschaffen, das sich denken läßt; man kann das Bad nach Be- 
lieben in dem strahlenden Tropenlicht unter Kokospalmen angesichts der rauschenden 
See oder im geheimnisvoll kühlen Dämmerschatten des Berginnern nehmen. 
Der Fluß Waisingauo, der in einer bezaubernden Landschaftsszenerie bei Apia 
mündet, bildet den berühmten Wasserfall Papaseea. Er fällt hier über einen ganz 
glatten Felsen hinab zu einem 7 m tiefer gelegenen Bassin, und es ist eine der be- 
liebtesten Vergnügungen in diesem paradiesisch harmlosen Lande, daß man mit den 
jungen eingeborenen Voll- oder Halbblnt-Samoanerinnen sich hierher zum Picknick 
begibt und sich gemeinsam mit dem Baden und Herunterrutschen über diesen Felsen 
belustigt. 
In der Bucht von Fangaloa sieht man einen Wasserfall aus großer Höhe direkt 
zum Meere hinunterstürzen, und Wilkes hat im Innern der Insel einen Fall bis zu 
200 m Höhe gesehen. 
Keiner dieser Flüsse freilich, voll denen die Langhansfche Karte etwa 30 angibt, 
ist schiffbar. Am ungünstigsten in bezng auf die Bewässerung steht die flache West- 
spitze der Insel, wo zur Trockenzeit in dem durchlässigen Boden aus Lavageröll ge- 
legentlich ein empfindlicher Wassermangel entsteht. 
Mit den Häsen Upolus ist es freilich schlecht bestellt. Die vielgenannte Bucht 
von Apia bietet zwar während der größten Zeit des Jahres, wo der Südostpassat 
weht, einen genügenden Schutz; gerade in der gefährlichen Jahreszeit aber, wenn 
Nordost-, Nord- und Westwinde wehen, und besonders bei ben um diese Zeit häufigen 
Orkanen, ist sie durchaus ungenügend. Durch die etwa | km breite Einfahrt zwischen 
den umsäumenden Korallenriffen wälzt sich dann die Dünung des Ozeans mit furcht- 
barer Gewalt herein, und die Schiffe laufen Gefahr, auf das im Hintergrund der 
Bucht gelegene und sie in zwei Teile teilende innere Korallenriff, von den Seeleuten 
dort mit dem Namen Kap Horn bezeichnet, geschleudert zu werden. Bekanntlich
	        
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