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oder Bolivia, auf beit Molukkeu ober auf Neuguinea, iu Para, au deu Quellen des
Rio Negro oder am obereu Amazonenstrome uns befinden: das Äquatorialklima
ist immer dasselbe, uud wir haben keinen Grund, anzunehmen, daß es in Guinea
oder Kongo wesentlich verschieden ist. An einzelnen Orten findet sich indessen ein
stärker ausgesprochener Gegensatz der Regenzeit und der trockenen Jahreszeit und
ein größerer Totalbetrag der Temperaturschwankungen. Gemeiniglich ist dies der
Fall auf sandigem Boden, bei Mangel an Wald oder in offenen, angebauten Ge-
genden. Die ebenen sandigen Landstrecken mit zerstreuten Bäumen, Sträuchern
und kleinen Dickichten, wie z. B. bei Sautarem und Monte-Alegre am unteren Ama-
zonenstrom, sind ebensowohl Belege jener Modifikation wie die angebauten Ebenen
von Südcelebes; in beiden Fällen aber hat die Waldgegend in der Nachbarschaft
ein fruchtbares und gleichmäßiges Klima, und ist es höchst wahrscheinlich, daß nn-
günstige Bodeubeschasfeuheit und künstliche Entwaldung mächtige Ursachen sind,
die ein Abweichen von dem charakteristischen Äquatorialklima hervorbringen. Der
fast regenlose Distrikt von Ceara an der Nordostküste Brasiliens, nur wenige Grade
südlich vom Äqnawr, ist ein schlagendes Beispiel von der Wichtigkeit der Vegetation
für die Erzeugung des Regens. Für das abnorme Fehlen des Regens hat man
hier keine direkte Ursache als den Sandboden mit seinen kahlen Hügeln, von denen
bei der Bestrahlung durch die Sonne heiße Luftströme emporsteigen und die Kon¬
densation des Wasserdampfes hindern. Vielleicht gibt es keine Gegend der Erde,
in welcher ein zweckmäßiges Anpflanzen von Wald so große und wohltätige Folgen
haben würde wie hier. Auch in Zentralindien ist der geringe Betrag und das hüu-
sige Ausbleiben des Regens samt seinem traurigen Gefolge von Hungersnot wohl
zum großen Teil dem Mangel einer genügenden Bedeckung der Erde mit Wald zu-
zuschreiben, und ein planmäßiges Bepflanzen aller Bergspitzen uud Bergzüge uud
der höher gelegenen Hänge ist das einzige Mittel, von welchem wir eine gründliche
Heilung des Übels erwarten können. Eine solche Waldkultur würde mit fast unbe-
dingter Gewißheit eine Vermehrung der Regenmenge hervorrufen; aber noch sicherer
und zugleich noch wichtiger würde die Behindentng der Verdunstung und daher
das Festhalten der Feuchtigkeit durch die Wälder sein, das immer fließende Bäche
erzeugen würde. Diese könnten dann in Teichen gesammelt und zum Bewässern
großer Laudstrecken verwandt werden, während die Anlage von Wasserreservoiren
ohne regelmäßigen Regen oder uuversiegliche Wasserzüge vollkommen wertlos sind.
In den kälteren Teilen der gemäßigten Zone fühlt man den Mangel an Maldung
nicht in dem nämlichen Grade, da hier die Hügel und Berggelände reichlich mit Rasen
bekleidet sind, dieser aber die Feuchtigkeit ansaugt und durch die Sonne nicht über-
müßig erhitzt wird; zugleich sind die Regengüsse selten so heftig, daß sie diese schützende
Decke des Bodens wegschwemmen. In den Tropen und schon in dem südlichen Teile
der gemäßigten Zone sind die Regengüsse meist periodisch und fallen in kürzerer Zeit
mit übermäßiger Heftigkeit; weuu dort die Wälder abgeholzt sind, so reißen die Wild-
bäche sehr bald den fruchtbaren Boden weg und vernichten in wenigen Tagen die
Ertragfähigkeit einer Gegend, die das langsame Erzeugnis des Pflanzenwachstums
vieler Jahrhunderte war. Der nackte, felsige Untergrund wird nun von der Sonne
überhitzt, jedes Teilchen Wasser, das nicht hinabfließt, verdunstet; so entsteht anhaltende
Dürre, die wieder heftigen, plötzlichen Stürmen Platz macht, und diese tragen ferner
zum Werke der Zerstörung bei, ja sie hindern jeden Versuch eiues neuen Anbaues.
Große Strecken fruchtbaren Landes sind aus diese Weise in Südeuropa verwüstet
und geradezu unbewohnbar geworden. Wissentlich solche Resultate herbeizuführen,
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