Heft § 242 Das Königreich Großbritannien und Irland. 226
zurück^). Endlich gelang es den Bemühungen des (liberalen) Ministerpräsidenten Gladstone
1903 die „Landakte für Irland" durchzusetzen, wonach fortan aller verkäufliche Grundbesitz
unter Aufwendung von Staatsmitteln in das Eigentum der Pächter überzuführen ist. Ein
Homerule ( = Heimat-) Gesetz (also eiu selbständiges irisches Parlament) durchzusetzen, gelang
ihm nicht. Doch steht ein solches augenblicklich aufs neue zur Verhandlung2).
3. vas Volkstum. Ob im Engländertum das germanische Blut das keltische weit überwiege,
oder ihm nur das Gleichgewicht halte, ist eine Streitfrage. — Die englische Sprache wird im
Jnselreich von 95% der Bevölkerung gesprochen; die übrigen 5% entfallen auf die keltischen
Mundarten im Westen Schottlands (Gälen), Irlands und Wales'. Teutfche sind 60—lOOOOO
vorhanden, Franzosen 20—25 000. — Die konfessionellen Verhältnisse sind sehr mannig-
faltig: 54% anglikanische Staatskirche, 29% andere evangelische Gruppen (Protestanten und
Dissidenten), 5% schottische (kalvinistische) Staatskirche, 12% Katholiken (Irland). — Die Volks¬
bildung ist im Vergleich zu deu übrigen germanisch-protestantischen Reichen rückständig, s.
Tabelle 268. Über die starke Auswanderung, die das Aufblühen und die Anglisierung
der Kolonien bewirkt, s. Tabelle 267.
4. Die wirtschaftlichen Verhältnisse.
§ 242 England ist die erste Handelsmacht, neben Deutschland^) der erste Industrie-
staat, ferner das erste Kolonialreich nnd die erste Seekriegsmacht der Welt
(Ursachen?).
a) Landwirtschaft vernachlässigt, Ackerland auf 24% des Bodens zurückgegangen (Deutsch-
land 49, Frankreich 56%), 2/3 des Landes liegen als Weiden und Wiesen (Grund?); kaum noch ein
eigentlicher Bauernstand vorhanden, fast nur Pächter reicher Lords; infolgedessen gewaltige
Getreideeinfuhr (Brotkorn fehlt für 220, in Deutschland für 50 Tage im Jahre). Waldbestaud
kaum 4% (Deutschland 26). Die hochstehende Viehzucht (Vollblutpferde, Mastvieh) genügt bei
weitem nicht dem Fleischbedarf. — Fisch ausfuhr 90 Mill. M. (Deutschlands Fischeinfuhr
70 Mill. M.).
b) Bergbau. Die Kohlengewinnung wird nur vou der der Vereinigten Staaten über-
troffen, die Roheisengewinnung nur von dieser und von der Deutschlands, s. Tabelle
Fußnote^). Neune die wichtigsten Kohlen- und Eisenlager nach Abb. §242! Kupfer- und
1) Unter den Ausgewanderten entstand in Nordamerika der Bund der Fenier, der die Los-
trennung Irlands von England erstrebt.
2) Die Provinz Ulster, die evangelische Nordostecke Irlands, bekämpft das Gesetz,
da die Evangelischen in dem Parlament der katholischen Mehrheit ausgeliefert seiu würden.
3) Siehe Abschnitt Wirtschaftsgeographie Seminarheft II, §66 u. f.
4)
Es erzeugten Stein- und
i. I.
i. I.
Es erzeugten Roheisen
i- I.
i. I-
Braunkohlen in Mill. t:
1900
1911
in Mill. t:
1900
1911
Bereinigte Staaten . . . .
. 245
455
Bereinigte Staaten . .
. . 14
24
Großbritannien
. 229
276
Deutschland
• • 8%
lb
Deutschland
(zu V3 Braunkohlen)
234
Großbritannien
. . 9
10
Frankreich
• • 23/4
4V2
Osterreich
. 39
49
Rußland
. . 3
31/2
(zu 2/3 Braunkohlen)
Österreich-Ungarn....
. . 1V2
2
Frankreich
. 33
39
Rußland
. 16
25
Belgien
. 23
24
Die Kohlen - Ausfuhr (Netto) beträgt für England 742, für Deutscht. 153 Mill. M.
Die Eisen - Ausfuhr (Netto) beträgt für England 16, für Deutsch!. 29 Mill. M.