Die natürlichen Hauptteile Deutschlands. 9
XI. Das westelbische Tiefland.
Die der Zerstörung durch Ebbe und Flut ausgesetzte, niedrige Küste
wird künstlich geschützt durch Deiche, welche die mangelnden Dünen er-
setzen. Meere und Flüsse schwemmen anderseits auch fort und fort
Fruchtboden an,- er wird durch jene Dämme dem Meere abgewonnen
und in Marschen mit reichen Wiesen und Äckern verwandelt.
Das Hinterland dieses niedrigen Küstenstriches ist namentlich zwischen
der Elbe und Weser meist sandiges, hügeliges Geestland von geringer
Ergiebigkeit. Im W. der Weser überwiegen die Moore, die auch einige
Seeen einschließen, so den Dümmer, d. i. Tiefes Meer, nnd das Stein-
huder Meer.
Moore bilden sich in abflußlosen Gewässern, in denen dichte Lagen von
Wasserpflanzen und Moosen nacheinander absterben und sich zu Torfmassen
aufschichten. Das größte ist das Bou^rtanger Moor, die Scheide zwischen
dem Deutschen Reiche und den Niederlanden. Durch Entwässerung und Ver-
mengen der torfbildenden Masse mit Sand sucht man diese Art der Moorbildung
in Fehnkolonien dem Anbau zugänglich zu machen; aber der größte Teil der
Moorslächen liegt noch wüste, ein anderer, kleinerer Teil wird durch Abbrennen
der Oberfläche (Moorrauch, Höhenrauch) auf ein paar Jahre für den Buch-
weizenbau vorbereitet.
XII. Das ostelbische Tiefland.
Das Hiuterland der Ostsee hat höhere Küsten, und seine Uferdünen*)
find nicht wie an der Nordsee in Sandinseln aufgelöst. Vor den Fluß-
Mündungen trennen die Nehrungen, d. s. schmale, mit Dünen bedeckte
Landzungen, Strandseeen süßen oder brackigen Wassers ab, welche Haffe
heißen.
Das ostelbische Tiesland wird von 2 Höhenzügen, dem nördlichen
oder baltischen und dem südlichen Landrücken, durchzogen. Der nörd¬
liche läuft als ein breiter Gürtel an der deutschen Ostseeküste entlang
bis nach Jütland (s. Heft 2, S. 20). W. von der Weichfelmünduna steigt
der Turmberg bis zu 330 in auf.
^ Bemerkenswert find die zahlreichen Seeen**), darunter einige von 130—230 m
Tiefe, und die Erscheinung der sogenannten erratischen Blöcke oder Find¬
linge, großer, abgerundeter Felsblöcke, welche aus fernen nordischen Gebirgen
hierher gelangt und Zeugen der einstigen Gletscherbedeckung Norddeutschlands sind.
Der südliche Landrücken, arm an Seeen, streicht von dem n. Vor¬
lands der Karpaten nach Deutschland herein, bildet jenseits der Elbe
den Rücken der Lüneburg er Heide***) und endet erst nahe bei der Elb-
mündnng.
3. Die Gewässer des Deutschen Reiches.
1. Die Donau, der Hauptstrom des ö. Süddeutschlands, bildet sich
aus 2 Quellen des Schwarzwaldes, der Brigach und Brege-j-), und stießt
nur mit einem Teile ihres Oberlaufes durch unser Reich.
*) S. Abbildung S. 23. **) S. Abbildung S. 30.
***) S. Abbildung S. 24. f) „Brig und Breg bringen die Donau z'weg,