Full text: Die außerdeutschen Länder Europas (Teil 2)

XIII Das Königreich Italien. 
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eine Gartenmauer, dann hält sie eine kurze Zeit an; dann ergießt sie sich in 
den üppigen Garten und verzehrt alles in sengender Glut. So verwüstet ein 
solcher Lavastrom die ganze Strecke, die er heimsucht. Die Menschen müssen 
vor ihm eilends flüchten; fließt er doch je nach dem Gefälle der Gegend 1/2 bis 7 m 
und darüber in der Minute. Sie retten noch, was sie in der höchsten Eile zu 
retten vermögen. Tagelang währt oft solch ein Ausbruch. 100—200 m breit ist 
meist ein Lavastrom. Außerdem speit der Vesuv noch weißglühende Massen 
und Feuersäulen hoch empor. Ganze Dörfer, ja Städte sind schon von der 
Lava zerstört worden; ganze Dörfer und Städte hat der Aschenregen turmhoch 
bedeckt. Oft bilden sich auch neue Krater, und alte stürzen ein, oft entstehen 
tiefe Spalten. Rings um den Vesuv sieht man lauter Lavaströme. Manchmal 
ist der Vesuv lange untätig, dann kommt wieder eine Zeit, wo er oft tätig ist. 
Hat der Vesuv die Lava und die Asche ausgeworfen, dann kehrt Ruhe ein. Der 
Aschenregen fliegt weit, und Neapel und selbst das Meer werden von ihm getroffen. 
Viele Menschen haben schon das Leben eingebüßt. Dennoch siedeln sich 
die Bewohner immer wieder an. Sie rechnen darauf, daß der Versuv lange 
untätig bleibt, oder daß er sie verschont. Dazu lockt die große Fruchtbarkeit, 
denn die verwitterte Lavaerde trägt außerordentlich reiche Früchte. Zudem 
kündigen sich die Ausbrüche durch Vorzeichen an. Auch hat man Beobachtungs- 
Häuser nahe am Krater gebaut; sie melden die drohende Gefahr. 
Der Ätna auf Sizilien ist bedeutend höher als der Vesuv, denn er ragt 
gegen 3300 m in die Luft empor. Bei ihm liegen die Krater nicht oben, 
sondern an den Abhängen. Bei jedem Ausbruch bilden sich neue Auswurf¬ 
kegel. Die Ausbrüche des Ätnas sind meist noch gefährlicher als die des Ve¬ 
suvs. Seine schwarzen Lavaströme reichen sogar bis ins Meer. Der Ätna ist 
bis 1200 m gut angebaut. Dann folgen stattliche Wälder. Darüber breitet 
sich eine Wüste aus; denn die Asche ertötet jedwedes Pflanzenleben. Italien 
wird öfter heimgesucht von schweren Erdbeben. So ward Messina 1908 
fast gänzlich zerstört. 
9. Italiens Landwirtschaft. 
Italien liegt weit südlicher als Deutschland ; es ist darum bedeutend wärmer 
als unser Vaterland. Doch nimmt die Wärme nicht gleichmäßig von Norden 
nach Süden zu; wird doch Italien von den Apenninen durchzogen. Die 
Lombardei hat noch festländisches Klima. Hier sind die Sommer ebenso 
warm wie in Sizilien und die Winter ebenso kalt wie am deutschen Meder¬ 
rhein; hier fallen zu allen Jahreszeiten Mederschläge. Das übrige Italien 
hat Mittelmeerklima. Die Winter sind mild, aber regenreich; die Sommer 
sind heiß, aber trocken. Die Sommerwärme ist fast überall gleich, aber die 
Winterwärme nimmt von Norden nach Süden stark zu; am mildesten ist der 
Winter auf Sizilien. In Sizilien erntet man den Weizen bereits Ende Mai 
oder Anfang Juni. Dann verwandelt die sengende Sonnenglut die Felder in 
dürre Steppen. Nach den ersten Herbstregen bestellt man die Felder. Die 
Niederschläge fallen in kurzen, starken Güssen. Landregen sind freilich ganz 
selten. Die Trockenheit hält nirgends so lange an, daß ein Teil des Landes 
zur Steppe hinabsinkt. Freilich weht im Süden oft ein heißer, trockener Wind, 
Schirokko genannt. Er stammt aus Afrikas Wüsten und führt häufig viel 
Staub mit sich. Während des Schirokkosturmes kann die Hitze bis 50 Grad 
steigen, sogar um Mitternacht sind manchmal noch 35 Grad. Die Luft ist dunstig, 
der Himmel gelblich oder bleifarben, die Sonne kaum zu sehen, denn die Luft ist
	        
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