Full text: Die außerdeutschen Länder Europas (Teil 2)

XIII Das Königreich Italien. 
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seine Viehzucht besser dastehen. Am meisten blüht die Rindviehzucht 
in den Alpen und dem Polande. In Mittel- und Süditalien fehlt es bei 
der langen Trockenheit während des Sommers an Futter. Daher hält man 
dort vorwiegend Schafe und Ziegen; diese kann man auch auf dürre Weiden 
treiben. Italien hat doppelt soviel Schafe und Ziegen als Rinder. Die 
Italiener lassen ihr Vieh stets im Freien und kümmern sich wenig um dessen 
Wohl und Wehe. Oft raffen Viehseuchen Tausende der Tiere hin. Man 
hält in Italien wenig Pferde, aber viel Esel und Maultiere. In den 
Maremmen gibt es auch Büffel. Die Geflügelzucht ist sehr stark verbreitet, 
wiederum in der Poebene. Italien kann daher viel Eier ausführen. Am 
meisten Geld verdient Italien freilich mit der Zucht der Seidenraupe. Die 
Fischerei ist weit verbreitet, da ja Italien sehr viel Küste hat. Man 
fängt bei Sardinien namentlich Sardinen und Sardellen, ferner bei Genua 
Thunfische (bis 2x/2 m lang), Tintenfische usw. Daneben fischt man Korallen 
und Schwämme. 
Das W a l d l a n d ist bedeutend geringer als bei uns. Die Ziegen 
benagen die jungen Bäume. Die Köhlerei ist in Italien stark verbreitet: in 
Italien heizt man vorwiegend mit Holzkohlen, fast gar nicht mit Holz oder 
Kohlen. 
Die italienische Landwirtschaft leidet gleich der griechischen, türkischen, 
russischen unter mancherlei Mängeln. Da man wenig Rindvieh hält, kann man 
auch wenig düngen. Zudem gibt es doch fast gar keine Viehställe. Zum 
Kunstdünger hat der Bauer zu wenig Geld. Die Pflüge taugen nichts und 
ritzen den Boden nur notdürftig. Das Land ist zum allergrößten Teile im 
Besitz des Adels, der Kirche und der Städte. Sie verpachten die Güter an 
Pächter und Afterpächter und sind nur darauf bedacht, den Pachtzins einzu¬ 
treiben. Es gibt in Italien viel große Orte. Die Landarbeiter haben weite Wege. 
Um diese zu sparen, hausen sie vielfach während der Erntezeit in elenden 
Hütten, die auf dem Felde stehen. 
10. Italiens Bergbau und Industrie. 
Italien ist arm an Bodenschätzen. Steinkohlen sind fast gar 
nicht vorhanden, Braunkohlen finden sich nur in geringer Menge. 
Man führt daher viel englische Kohle ein; Genua ist der wichtigste Kohlen¬ 
einsuhrhafen. In der Regel heizt man mit Holzkohle. Ofen zum bloßen 
Heizen gibt es wenig. Eisen findet sich auf Elba und Sardinien, in Tos¬ 
kana und Piemont. Doch muß Italien noch viel Eisen einführen. Sardinien 
liefert überhaupt die größte Ausbeute an Erzen, nicht bloß an Eisenerzen, 
sondern auch an Silber-, Blei- und Zinkerzen. Schwefel hingegen findet 
sich reichlich und zwar aus Sizilien. Gegen 4000 Schwefelgruben sind in 
Betrieb. Doch ist der Betrieb recht mangelhaft. Maschinen verwendet man 
fast gar nicht. Die Stollen sind so eng, daß nur ein Mann darin arbeiten 
kann. Auf steilen Treppen werden die Schwefelerze an die Oberfläche ge¬ 
tragen, statt daß man dies durch Hunde besorgen läßt. In Schmelzöfen 
reinigt man den Schwefel von allen Beimengungen. Der Abbau findet nur 
im Sommer nach der Ernte statt. Die giftigen Schwefeldämpfe vernichten 
weithin allen Pflanzenwuchs. Selbst die Arbeiter haben schwer unter dem 
Schwefeldampf zu leiden. Italien ist das schwefelreichste Land der Erde. Es 
erzeugt mehr reinen Schwefel als alle andern zusammen. Die Ausbeute an
	        
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