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fiel letzterer auf den Arbeitstisch des Königs, und dieser steckte das
Spielzeug in die Tasche. Trotzdem der Prinz sich nun aufs Bitten
legte, achtete der König nicht darauf. Endlich aber stellte sich der
Knabe vor ihn und sprach gebieterisch: „Majestät, ich frage
Sie, ob Sie mir meinen Ball wiedergeben
wollen oder nicht." Lächelnd überreichte der König dem
Kleinen das Eigentum und sprach: „Dir werden sieSchle-
sien nicht wieder nehmen."
Im Park zu Sanssouci traf Friedrich der Große kurz vor seinem
Tode den damals 16jährigen Prinzen Friedrich Wilhelm und forderte
ihn auf, mit ihm zu gehen.
Im Laufe der Unterhaltung
legte er ihm mancherlei Fragen
vor und zog endlich Lafontaines
Fabeln aus der Tasche, worauf
er den Prinzen aufforderte,
eine ihm bezeichnete Fabel zu
übersetzen. Friedrich Wilhelm
löste die ihm gestellte Aufgabe
zur Zufriedenheit des Königs
und erntete großes Lob. In
seiner Aufrichtigkeit aber teilte
der Prinz dem Könige mit, daß
er diese Fabel erst vor einigen
Tagen mit seinem Lehrer durch-
genommen habe. Da leuchtete
ihm der Blick des Oheims- hell
entgegen, und dem Prinzen
die Wangen streichelnd, sagte Friedrich in freundlichem Tone: „So
ist's recht, lieber Fritz, nur immer ehrlich und ausrichtig! Wolle nie
scheinen, was du nicht bist; sei stets mehr, als du scheinst!" Im Weiter-
gehen fuhr er mit Wärme fort; „Nun Fritz, werde was Tüchtiges.
Es wartet Großes auf dich. Ich bin am Ende; mein Tagewerk ist
bald fertig. Ich fürchte, nach meinem Tode wird's drunter und drüber
gehen, und du wirst einmal einen schweren Stand haben. Rüste dich!
Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde auch keine! Halte es fest mit dem
Volke, daß es dich liebe und dir vertraue. Darin allein kannst du stark
und glücklich sein. Vergiß diese Stunde nicht!" Darauf küßte er den
Prinzen und entließ ihn.
Erste Regierungszeit. Als Friedrich Wilhelm III. 1797 den
Friedrich Wilhelm in.