8
Teutschlands Kolomeen.
[272
Dieser sogenannte „Raubbau" muß aber die gesunde Fortent-
Wickelung der Kolonie, ja ihren Bestand selbst in Frage stellen.
Der Kolonisator wird daher auch bestrebt sein müssen, der Kolonie
ihr Einkommen an Rohprodukten durch deren Erhaltung und Fort-
Pflanzung zu sichern. Die Gefährlichkeit des Raubbaues zeigt sich
z. B. besonders in der Abnahme des Elfenbein- und Kautschuk-
Handels in Ostafrika. Der gedankenlose Neger überlegt ja keinen
Augenblick, daß er die Henne tötet, die ihm goldene Eier legt,
wenn er den Elefanten dem Aussterben entgegentreibt oder die
Kautschukpflanzen mit Stumpf und Stil ausrottet, anstatt durch
Schonung, Zucht und Pflege beider ihre und seine Zukunft zu
sichern. Um nun für die Erhaltung der Produktivität des Landes
Sorge zu tragen, der Kolonie einen bleibenden Wert zu geben, der
sich im Laufe der Zeit erheblich vermehren kann, verbindet man
mit den Handels- die Betriebskolonieen.
Unter Betriebskolonieen versteht man die Verwertung
des Landes zu Unternehmungen im Plantagenbau, Minenwesen :c>,
wobei die erforderliche Arbeit durch Eingeborne verrichtet wird,
die Europäer aber nur die Oberaufsicht und Leitung führen. Diese
Betriebskolonieen sind auch für die Zivilisation der Eingebornen
von wesentlicher Bedeutung, da diese dadurch zu regelmäßigem
Verkehr mit den Europäern genötigt werden und die Bedeutung
der Arbeit und der höheren Bildung, sowie die Verwertung ihres
Landes kennen und schätzen lernen.
Die Erschließung des Kolonialgebiets durch Handel und Betrieb
bedarf auch der Verkehrswege. Die sogenannten Karawanen-
straßen sind in der Regel nur Fußpfade durch Wald, Busch,
Sumpf und Wüste, bleiben durchaus nicht fest bestimmt, sondern
werden je nach Bedürfnis und Belieben verlegt. Gesicherte Hafen-
anlagen, Regelung der Flußwasserstraßen nach dem Binnenlande,
sowie regelrechte Straßenanlagen auf dem Lande werden erforder-
lich sein, um Handel und Betrieb zu fördern und den Wert der
Kolonie zu erhöhen.
Endlich haben auch die Wissenschaft in der Erforschung
jener Ländergebiete und die Mission in der Bekehrung der Be-
völkerung zum Christentum hohe Ziele zu erstreben. Fragt man
nach den Leistungen der Mission für die Kolonisation, so steht im
Vordergrund die Verbreitung christlicher Sitte und Anschauung.
Durch sie wird es erst möglich, bei der Bevölkerung die Grund-