Full text: Deutschlands Kolonieen

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Teutschlands Kolomeen. 
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Dieser sogenannte „Raubbau" muß aber die gesunde Fortent- 
Wickelung der Kolonie, ja ihren Bestand selbst in Frage stellen. 
Der Kolonisator wird daher auch bestrebt sein müssen, der Kolonie 
ihr Einkommen an Rohprodukten durch deren Erhaltung und Fort- 
Pflanzung zu sichern. Die Gefährlichkeit des Raubbaues zeigt sich 
z. B. besonders in der Abnahme des Elfenbein- und Kautschuk- 
Handels in Ostafrika. Der gedankenlose Neger überlegt ja keinen 
Augenblick, daß er die Henne tötet, die ihm goldene Eier legt, 
wenn er den Elefanten dem Aussterben entgegentreibt oder die 
Kautschukpflanzen mit Stumpf und Stil ausrottet, anstatt durch 
Schonung, Zucht und Pflege beider ihre und seine Zukunft zu 
sichern. Um nun für die Erhaltung der Produktivität des Landes 
Sorge zu tragen, der Kolonie einen bleibenden Wert zu geben, der 
sich im Laufe der Zeit erheblich vermehren kann, verbindet man 
mit den Handels- die Betriebskolonieen. 
Unter Betriebskolonieen versteht man die Verwertung 
des Landes zu Unternehmungen im Plantagenbau, Minenwesen :c>, 
wobei die erforderliche Arbeit durch Eingeborne verrichtet wird, 
die Europäer aber nur die Oberaufsicht und Leitung führen. Diese 
Betriebskolonieen sind auch für die Zivilisation der Eingebornen 
von wesentlicher Bedeutung, da diese dadurch zu regelmäßigem 
Verkehr mit den Europäern genötigt werden und die Bedeutung 
der Arbeit und der höheren Bildung, sowie die Verwertung ihres 
Landes kennen und schätzen lernen. 
Die Erschließung des Kolonialgebiets durch Handel und Betrieb 
bedarf auch der Verkehrswege. Die sogenannten Karawanen- 
straßen sind in der Regel nur Fußpfade durch Wald, Busch, 
Sumpf und Wüste, bleiben durchaus nicht fest bestimmt, sondern 
werden je nach Bedürfnis und Belieben verlegt. Gesicherte Hafen- 
anlagen, Regelung der Flußwasserstraßen nach dem Binnenlande, 
sowie regelrechte Straßenanlagen auf dem Lande werden erforder- 
lich sein, um Handel und Betrieb zu fördern und den Wert der 
Kolonie zu erhöhen. 
Endlich haben auch die Wissenschaft in der Erforschung 
jener Ländergebiete und die Mission in der Bekehrung der Be- 
völkerung zum Christentum hohe Ziele zu erstreben. Fragt man 
nach den Leistungen der Mission für die Kolonisation, so steht im 
Vordergrund die Verbreitung christlicher Sitte und Anschauung. 
Durch sie wird es erst möglich, bei der Bevölkerung die Grund-
	        
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