Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

Die Auflösung des macedomsch-persischen Reiches. ZU 
Selbstständigkeit, wie sie die asiatischen Griechen selbst unter persischer 
Herrschaft behauptet hatten, auch unter den griechischen Königen ver¬ 
walteten und dadurch eine um so größere Kraft erhielten, neue grie¬ 
chische Ansiedler anzulocken und Einheimische in den Kreis griechischen 
Lebens hereinzuziehen. Unter solchen Umständen mußte die Pflege grie¬ 
chischer Wissenschaft und Kunst den Fürsten ein mächtiger Hebel der 
Gewalt sein und die ehemals in der Heimath naturgemäß erwachsene 
griechische Bildung genießt jetzt von Seiten der Herrscher eine plan¬ 
mäßige und berechnete Pflege, weil die Nothwendigkeit, noch durch etwas 
Anderes als die Waffen die Herrschaft in der Fremde zu befestigen, er¬ 
kannt ist. So setzt sich für einen Theil der Welt jener theils bloß ci- 
vilisirende, theils auch kultivirende griechische Einfluß fort, den Griechen¬ 
land schon vor Jahrhunderten durch seine Colonieen auszuüben begonnen 
hat. Der Träger dieses Einflusses ist eine Fürftenmacht, welche als eine 
weitere Entwickelung der jüngeren Tyrannis erscheint. Sie unterscheidet 
sich von derselben zwar dadurch, daß sie, aus dem macedonischen König¬ 
thum hervorgegangen und aus der macedonischen Eroberung ein Recht 
des Besitzes ableitend, nur Fremden gegenüber einen gewaltsamen Ur¬ 
sprung hat, aber sie gleicht ihr auch dadurch, daß sie auf Söldnerheere 
gestützt ist und somit, da sie das Geld zu ihrer letzten Grundlage hat, 
eine große Betriebsamkeit, dasselbe durch Handel in die Länder zu leiten, 
erzeugt. Die Söldnerheere, zu welchen außer Griechen und Macedoniern 
auch die Gallier große Beiträge lieferten, standen aber nicht, wie bei 
der jüngeren Tyrannis, der griechischen, sondern nur der fremden Be¬ 
völkerung gegenüber. Denn die Griechen in den hellenistischen Reichen 
hatten ohnehin den Zusammenhang mit einer älteren staatlichen Ordnung 
aufgegeben und ihre Nationalität war eine erweiterte, ausgedehnte und 
verhielt sich gleichgültig zu den eigenthümlichen Formen, in welchen sich 
ehedem das Leben der einzelnen griechischen Staaten entwickelt hatte. 
Befand sich sonach iu den neuen Staaten auch ein Gegensatz, der Ge¬ 
gensatz griechischer und ungriechischer Bevölkerung, so erwies sich der¬ 
selbe, indem die ungriechische von der Bühne des Handelns zurückge¬ 
drängt war, nicht wirksam in Hervorbringung innerer Umwälzungen und 
veranlaßte nur in einzelnen Gegenden, wo das Griechenthum weniger 
Boden gewann, eine politische Absonderung durch Gründung neuer 
Staaten. Es fehlte sogar Seitens der Herrscher nicht an versöhnenden 
Maßregeln, da einerseits die in der Fremde begründete Herrschaft eine 
schonende Berücksichtigung der fremden Verhältnisse, durch welche die 
ungriechische Bevölkerung sich mit der griechischen Herrschaft befreunden 
konnte, Bedürfniß war und anderseits das in der Freinde verflachte 
Griechenthum, das, soweit es neben den Heeren bestand, in wissenschaft¬ 
liche, künstlerische und merkantile Thätigkeit aufging, einer solchen Be-
	        
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