242 Die schleichen Gebirgspässe und ihre Riegel.
den Vorstädten untergebracht. Es herrschte fortan zwischen der österreichischen
Besatzung des Schlosses und den Preußen Waffenruhe. Die Zitadelle dagegen,
das Donjon, blieb unter dem Oberstleutnant Fontanella noch in österreichischen
Händen. Der König selbst, der am 24. Januar in Glatz eintraf, bot dem
Kommandanten eine ehrenvolle Kapitulation an, die dieser jedoch ablehnte.
Derselbe hatte kurz vorher, um den guten Mut, der unter der Besatzung herrschte,
zu zeigen, oben seinen Leuten einen Ball gegeben. Dabei fehlte es auf der
Zitadelle an Trinkwasser und geschmolzener Schnee mußte aushelfen.
Am 20. Februar 1742 nahm der Erbprinz von Anhalt in Glatz die
Huldigung ab. Im Amtshause leistete der Adel, die Geistlichkeit und Abgeord-
nete der Städte und nachher auch die Bürgerschaft von Glatz den Eid der Treue.
Die Grafschaft wurde von nun an eng mit Schlesien verbunden und ein Teil
dieser Provinz, was sie bisher eigentlich nie gewesen war.
Indessen blieb die Zitadelle von Glatz noch immer in österreichischen
Händen, die Besatzung war zahlreich genug (angeblich 2000 Mann), von einem
entschlossenen Manne kommandiert, und noch monatelang wehte die öfter-
reichische Fahne auf dem Donjon. Endlich aber machte sich die Not unter den
Eingeschlossenen fühlbar, die Lebensmittel begannen zu mangeln und die Be-
satznng schmolz durch Krankheiten hin, die Desertion nahm immer zu. Viele
hatten sich den harten Winter zu nutze gemacht und waren, wenn der Schnee,
der die Abhänge des Schloßberges bedeckte, eine Eisdecke zeigte, auf dieser
herabgeglitten und fast immer davongekommen. Kurz, die Besatzung war im
April auf etwa 432 Mann zusammengeschmolzen. Der Kommandant erlangte
auch jetzt noch eine ehrenvolle Kapitulation, freien Abzug mit allen militärischen
Ehren. Die Besatzung zog nach Mähren ab; als sie am 9. Mai in Brünn
anlangte, sollen nicht mehr zehn diensttüchtige Leute übrig gewesen sein.
Der General Fonque, der im Jahre 1760 den Paß von Landeshut ver-
teidigte, wurde durch des Königs Gnade und Vertrauen Kommandant der
Festung Glatz.
Er that für die Festung und die Grafschaft, was er thnn konnte, um die
Unordnung zu beseitigen und den bürgerlichen Erwerb zu heben. Daß ihn die
Glatzer als ihren Vorgesetzten anerkannten, beweist folgende Anekdote:
Der König kehrte gegen Ende des Juni 1742 aus Böhmen durch den
Kreis Glatz nach Schlesien zurück. Er wußte, als er bei einem Dorfe war.
nicht, ob er sich schon diesseit der schlefischen Grenze befand, und fragte einen
Bauern: „Ist dies Dorf österreichisch?" „Nein, Herr", lautete die Antwort.
„Also ift das Dorf preußisch?" fragte der König weiter. „Nein, Herr", ent-
gegnete der Bauer. „Versteht Er mich nicht?" fuhr der König fort. „Nein,
Herr", sagte der Gefragte zum drittenmal: „Das Dorf ist fnckhesch (fouquesch).
Der König verstand nun und lachte über diesen neuesten deutschen Kleinstaat.
Das Jahr 1760 in Glatz. Im Jahre 1760 war Laudon im Begriff,
Glatz zu belagern und den Preußen wieder fortzunehmen, als ihn Fouque, wie
wir gesehen haben, nach Landeshut rief. Nachdem hier am 23. Juni das für
Preußen so unglückliche Treffen geschlagen war, konnte die Belagerung von
Glatz bald wieder aufgenommen werden. Es mußte den Österreichern daran
gelegen fein, die Festung in ihre Gewalt zu bekommen, da sie Friedrich hatte
befestigen lasten und sie mit vielen Vorräten versehen war. Die Besatzung