(Erster Abschnitt.
Erzählungen und andere Lescstülkc.
I. Erzählungen rc. zu Luthers Katechismus.
1. Der König aller Könige.
Kanut, ein großer König, war Beherrscher von England und
Dänemark, und seine Schiffe fuhren auf den nördlichen Meeren
hin unb her. Es begab sich aber eines Tages, daß er lustwandelte
am Ufer des Meeres und seine Hoflcute mit ihm. Da thaten
Schmeichler ihren Mund auf iiitb priesen ihn als beu König der
Könige unb den Herrn des Landes wie deö Meeres. Aber der
König ergrinunte in seinem Herzen ob diesen Worten; beim er
fürchtete den Herrn, und es war solches ein Greuel in seinen An¬
gen. Und er schwieg. Ueber ein Kleines breitete er seinen Man¬
tel hart an das Ufer aus, setzte sich darauf und sprach zu dem
Meere: „Das Lattd, darauf ich sitze, ist mein, und ich bin dein
Herr; darum sage ich dir: bleib, wo du bist, lind nahe dich nicht
zu meinem Platze!" Es war aber um die Zeit der Flut, da er
solches that. Da dies die Hofletite sahet!, gedachten sie bei sich
selbst: „Der König, unser Herr, ist znm Narren geworden" und
lachten sein in ihrem Herzen. Das Meer aber gehorchte der Stim¬
me des Königs nicht und wuchs höher und höher, bis daß cs seine
Fuße netzte. Da stand der König ans und sprach: „Zhr Schmeich¬
ler, wo ist nun meine Macht? Seht da, wie fein mir das Meer
gehorcht hat! So gehet nun hin und wisset, daß der, welcher den
Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darinnen ist,
gemacht hat, derselbe ist der König aller Könige und der Herr al¬
ler Herren! ich aber bin wie seiner Knechte einer!"
2. Das heilige Auge des allgegenwärtigen Gottes.
Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte
Jakob zu Anna: Komm, wir wollen im Hanse etwas Gutes zu
' efscn aufsuchen und es uns recht wohl schmecken lassen. Anna