Full text: Der siebentägige Krieg des Jahres 1866, sein Ursprung, sein Verlauf und seine Früchte (Cursus 4)

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des unbeweglich dastehenden Quarres. Dreimal wiederholt 
sich dies gräßliche Schauspiel, und die Bajonnette und Säbel 
messen sich unter lautem Todesgeschrei zahlreicher Opfer. End¬ 
lich wird es ruhiger — nur einzelne Schüsse noch lassen sich 
hören — und die Hannoveraner eilen in wilden Zügen auf¬ 
gelöst von dannen, während das Quarrt, obgleich mit zahl¬ 
reichen Lücken, immer noch fest, wie eingerammt, steht. 
Während dies alles geschah und das Blut aus den Gefilden 
Langensalza's in Strömen floß, weilte König Georg, welcher 
wähnte, ein zweiter Heinrich der Löwe, und mehr als dieser 
zu sein, in der Pfarre von Thamsbrück. Nur als die Schlacht 
vorüber war, ließ er sich auf dem schrecklich aussehenden und 
vom herzzerreißenden Geschrei schwer Verwundeter erfüllten 
Leichenfelde sehen, um wahrzunehmen, was sein Starrsinn an¬ 
gerichtet. Wohl hätte man meinen sollen, sein Gewisten würde 
ihm hierüber Vorwürfe über Vorwürfe gemacht haben; allein 
die 4000 Todte und Verwundete auf beiden Seiten schienen 
ihn nicht zu rühren, denn schon am nächsten Tage begehrte 
er entweder freien Abzug oder neuen Kampf. Doch dahin 
sollte es nicht kommen. Inzwischen waren so viel preußische 
Truppen herangerückt, daß Georg mit seinem Heer von ihnen 
vollständig eingeschlossen ward und ihm nun nichts weiter 
übrig blieb als zu capituliren. Dem König wurde die Wahl 
seines Aufenthaltes, jedoch außerhalb Hannovers, freigestellt, 
die Offiziere behielten ihr Gepäck, ihre Waffen, ihre Pferde, 
den Gemeinen wurden die Waffen abgenommen, und nachdem 
das ganze Heer erklärt, in diesem Kriege nicht mehr gegen 
Preußen zu fechten, wurde es in die Heimath entlassen. 
Sämmtliches Kriegsmaterial, darunter 5000 treffliche Pferde, 
fielen den Preußen in die Hände. 
e) Besetzung Kurhessens. — Mit derselben Hart¬ 
näckigkeit wie die Könige von Sachsen und Hannover, wies 
auch der Kurfürst Wilhelm von Kurheffen die preußischen 
Forderungen ab. In Folge dessen rückte sofort General v. Beper
	        
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