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Der früheren Auflage Seite 281.) 
1114 Der Storch. er früheren Auflage Nr. 107) 
Der Storch ist ein Zugvogel, der während unseres Winters in wär— 
meren südlichen Ländern sich aufhält und bei uns erst im März oder April 
sich einfindet Er ist der größte Vogel unseres Vaterlandes; denn er hat 
eine Höhe von mehr als 1m. Sein Gefieder ist am ganzen Leibe weiß— 
lich; ur die Schwingen und der Schwanz sind schwarza Es is an scho— 
uer Anblick, wenn er auf seinen Stelzbeinen so gar ernsthaft durch die sum— 
pfigen Wiesen schreitet und mit seinem langen, roten Schnabel Frösche, 
Schlangen, Eidechsen und Fische spießt. Auch, Mäuse und Manlwürfe ver 
zehrt er; darum lockt man ihn gern auf die Äcker. Will man haben, daß 
er sich häuslich niederlasse, so braucht man nur ein Wagenrad auf irgend 
ein hohes Gebäude zu legen; bald holt der Storch sein Weibchen und baut 
mit ihm aus Reisig sein Nest auf dem Gerüste. Auf dem Neste steht er 
dann bald auf einem, bald auf beiden Beinen und schaut bedächtig hinab, 
als ob er recht ernsthaft über etwas nachsänne; oft lͤgt er den Schnabel 
zurück und klappert dann, daß es weithin schallt. Haben sich die Störche 
einmal irgendwo angesiedelt, so kehren sie jährlich in ihre Heimat gern wie— 
der zurück Zuerst kommt das Männchen und untersucht das Nest; ist das— 
selbe beschädigt so wird es mit neuen Reisern und mit Halmen ausgebessert. 
Alsdann kommt auch das Weibchen und legt 4bis 8 Eier, die in drei 
Wochen ausgebrütet werden. Oft löst das Männchen bei der Arbeit des 
Brütens sein Weibchen ab. Haben die ausgekrochenen Jungen im Neste 
nicht Plah, so wird das schwächste hinausgedruͤngt, und dieses fällt sich dann 
meistens zu Tode. Ehe die Sloörche im Herbst ihre Reise nach Afrika an— 
treten, versammeln sie sich an bestimmten Plätzen und halten Probeflüge; 
dabei findet dann eine ordentliche Musterung statt, und man erzählt, daß 
sie allzu junge und altersschwache Tiere, denen sie nicht zutrauen, daß sie 
die weite Reise bestehen können, mit dem Schnabel toten. Strahle. 
112. Der Kuckuck. Der früheren Auflage Nr. 108) 
Nur selten erblickt man den Kuckuck, so unermüdlich er auch mit seinem 
lauten Rufe den Frühling verkündet. Denn er ist ein überaus scheuer 
Vogel, so daß er das Auge des Menschen möglichst flieht. Doch braucht 
er sich seiner Gestalt nicht zu schämen; er ist sogar ein schöner Vogel von 
der Größe einer Taube, von blaugrauer Grundfarbe, mit langem, schwärz⸗ 
lichem Schwanze, dessen Federn weiße Flecken und Spitzen tragen, diese Fe— 
dern kann er wie ein Truthahn aufspreizen. Der Bauch ist weiß, aber 
schwarzgefleckt, die Füße gelb; zwei von ihren Zehen sind nach vorn, zwei 
nach hinten gerichtet. Der Schnabel ist kurz und gewölbt. 
Nie einzeln, immer paarweise kommen diese Vögel im März, April, 
Mai vom Süden her in unsere Wälder. Überall ist ihr Ruf der Früh— 
lingsruf, den jeder gern hört; überall haben sich Sagen an diesen Ruf ge— 
knüpft. So soll er dem Menschen die Zahl der Jahre verkündigen, die er noch 
zu leben hat, und wer beim ersten Kuckucksruf mit dem Gelde in der Tasche 
klappern kann, leidet das Jahr hindurch, so glaubt man, keinen Mangel. 
Im Juli, spätestens im August ziehen sie wieder übers Meer nach Ärila. 
Wetzel-Buͤttner, Deutsches Lesebuch. B. 19
	        
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