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sein, der trinkt?" Alle riefen voll Verwunderung über die Ent¬
haltsamkeit des Königs: „Auf, führe uns weiter! Wir sind nicht
ermattet, wir sind nicht durstig; wir halten uns nicht für sterblich,
führt uns ein solcher König!"
95. Der Thaler.
^Christoph von Schmid.)
Fridolin, ein frommer Bauersmann, hatte einen Knecht, der
sehr jähzornig war und dann in die rohesten Worte ausbrach.
Fridolin ermahnte ihn öfters, er solle aus Liebe zu Gott den Zorn
überwinden. Allein der Knecht sagte: „Das ist mir nicht möglich;
Menschen und Tiere machen mir zu viel Verdruß!"
Eines Morgens sagte Fridolin zu ihm: „Matthias! siehe da
einen schönen neuen Thaler. Diesen will ich dir schenken, wenn
du diesen Tag hindurch geduldig bleibst und kein zorniges Wort
von dir hören lässest." Der Knecht ging den Handel mit Freuden
ein. Die übrigen Dienstboten aber redeten es heimlich mit einander
ab, ihn um den Thaler zu bringen. Alles, was sie den ganzen
Tag sagten und thaten, zielte nur darauf, ihn zornig zu machen.
Allein der Knecht hielt sich so tapfer, daß ihm nicht ein einziges
zorniges Wort entwischte. Am Abend gab Fridolin ihm den Thaler
und sagte: „Schäme dich, daß du einem elenden Stück Geld zu
liebe deinen Zorn so gut überwinden kannst, allein aus Liebe zu
Gott es nicht thun magst!" Der Knecht besserte sich und wurde
ein sanftmütiger Mensch.
Laß Gottes Liebe stets dein Herz durchdringen,
So wirst du auch das Schwerste leicht vollbringen.
96. vcr Mönch.
(Heinrich Bone.)
In einem Kloster lebte ein Mönch, der des Abends
immer eifae grosse Mattigkeit und Abspannung verriet. Der
Abt fragte ihn einst nach der Ursache derselben. „Ach!“
antwortete der Mönch, „ich habe jeden Tag so vieles zu
thun, dass meine Kräfte nicht hinreichen würden, wenn die
Gnade Gottes mich nicht stärkte. Ich habe zwei Falken
zu zähmen, zwei Hasen aufzuhalten, zwei Sperber abzurich¬
ten, einen Lindwurm zu bezwingen, einen Löwen zu bändi¬
gen und einen Kranken zu pflegen.“
„Ei!“ sagte der Abt, „das sind thörichte Klagen;
solche Geschäfte werden keinem Menschen zu gleicher Zeit
aufgegeben, und in meinem Kloster habe ich nie etwas von
solchen Pflichten der Brüder gehört!“