Full text: Donaugebiet und Rheinpfalz (Teil 2)

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ihnen als Herdstelle, und etliche Steine und Bretter bilden Tisch und 
Bänke. In einem engen Stalle sind ein paar Geißen und eine Kuh, 
deren Milch nebst Mehl und Schmalz • des Hirten einzige Nahrung 
bildet. Das Galtvieh bringt den ganzen Sommer im Freien zn; 
nur bei Hitze und Unwetter sucht es in einem engen Stalle Schuh und 
Obdach." 
Zusammenfassung: Aus der Galtalp. So nennt man die 
hochgelegenen Bergwiesen, aus denen das Jungvieh weidet. Es 
hält sich meist im Freien ans. Ein einsames und entsagungsvolles 
Leben führt der Galtbub. 
Wenn der September naht, müssen Senn und Galtbub an 
die Thalfahrt denken. Es schmückt sich mit Alpenblumen der Hirt, 
einen Kranz um das breitgestirnte Hanpt erhält das schönste Tier, und 
nun geht es in seitlichem Zuge den Berg hinab. „Ade nun, du schmuckes 
Alpengras, du fröhlich' Wiederkäuen!" scheint manch fett gewordenes 
Kühlein sagen zn wollen. Der Hirt aber schaut nochmals zu den Berg- 
gipseln hinaus und ruft: 
„Der Sommer ist gegangen und hat den Herbst gebracht, 
Jetzt wünschen wir einand eine gute, gnte Nacht? 
Ihr stille, schneeige Herren, lebt wohl itzt allerseit. 
Ich wünsch' euch wohl zu schlafen die ganze Winterszeit!" *) 
Freudig werden Hirt und Herde unten im Dorfe empfangen. Nun er- 
halten die Eigentümer ihr Vieh feierlich zurück („Viehscheide"); denn nicht 
jeder Bauer besitzt eine Alp. — Recht eilig haben es die Galtjungen, 
mm heim zu kommen. „Welch eine Freude muß es für die armen Buben 
sein, wenn sie nach langer Trennung ihre lieben Eltern wieder sehen 
und ihnen erzählen können, was sie erlebt in Sturm und Wetter auf 
einsamer Alm!" 
Zusammenfassung: Abschied von .der Alm. Im September 
kehrt das Bieh von der Alm zurück in die Dörfer. Die Eigen- 
tümer nehmen ihre Tiere in Empfang. Das nennt man die „Vieh- 
scheide". Froh sind Senn und Galtbub, wenn sie nach langer 
Trennung ihre Lieben daheim wiedersehen. 
Bald nachdem die Herden zurückgekehrt sind, finden im nahen 
Sonthofen (Aufsuchen!) alljährlich große Viehmärkte statt. Weither 
kommen Händler, um die schönsten Tiere zu kaufen. Manch ein Glied 
der schmucken Herde muß nun eine lange, lange Reise mit der Eisen- 
bahn machen nnd wird nie mehr in seinem Leben die schönen Almen 
mit dem saftigen Gras wiedersehen. 
Zusammenfassung: In Sonthofen an der Jller finden nach 
der Rückkehr vou den Bergen große Viehmärkte statt. Von weit- 
her kommen die Händler und kaufen die schönen Tiere. 
*) I. V, v. Scheffel: „Ekkehard". (Rückkehr von der „Ebenalp".)
	        
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