Full text: Gedichtsammlung für Lehrerseminare (Teil 4, [Schülerband])

Emil von Schönaich-Carolath. 
10. Daß du vom Born der Sage 
Mögst schöpfen Frömmigkeit 
Und Kraft zu wuchtigem Schlage 
Nun und in Ewigkeit. 
Dichtungen, S. 263 f. 
356. Wüstenweh. 
Die Wüste lag im Abendrot, 
Gen Theben ritten wir im Trab, 
Da fiel mein Rotz sich jäh zu Tod 
An eines Scheichs verwehtem Grab. 
Gelehnt an den erstarrten Bug, 
Der hingebettet lag im Sand, 
Sah jagen ich im Schattenflug 
Ein Dunstgewölk durchs bleiche Land. 
Schon fiel der Sonne letzter Strahl 
Schräg auf des Nils fahlgelbes Bett, 
Es dämmerte im Todestal, 
Die Nacht kam über Medinet; 
Und als sie auf die Wüste sank, 
Die weit sich dehnte, heitz, verblaßt, 
Erwachte rings ein wirrer Klang, 
So fremd, daß Grauen mich erfaßt. 
Ein Stöhnen war's, ein Schrei von Schmerz, 
Ohnmächtig, qualvoll, wilder Art, 
Als Halle nach ein Werk von Erz, 
Das bis zum Kern gespalten ward. 
Das ist der Wüste großes Weh: 
Wohl küßt der Lenz ihr Felsentor, 
Doch ruft sein jubelnd "Kyrie 
Aus ihrer Brust kein Grün hervor. 
Allnächtlich blickt der Mond, verblaßt, 
Auf braune Hügel, sandverweht, 
Daran entlang mit scheuer Hast 
Die Karawane lautlos geht. 
Allewig starrt im Sonnenschein 
Das Riesenbrandmal, staubbefleckt, 
Daraus hochrippiges Gebein 
Die weißen Knochenmassen streckt.
	        
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