Martin Opitz. 
Es ist ein schöner Spott, für gute Sachen sterben; 
Diß Hegt uns nunmehr ob, diß, diß hat zu erwerben, 
Wer sonsten unter uns durch Krieg, durch Blut, durch Streit 
Erlangen wil den Ruhm und Lob der Tapferkeit. 
5 Jetzt steht die Freiheit selbst wie gleichsam auf der Spitzen, 
Die schreit uns sehnlich zu, die müssen wir beschützen, 
Es mag das Ende nun verlaufen, wie es kan, 
So bleibt die Sache gut, um die ist es getban. 
Wann die Religion wird feindlich angetastet, 
10 Da ist es nicht mehr Zeit, dass jemand ruht und rastet. 
Viel lieber mit der Faust, wie Christen, sich gewehrt, 
Als dass sie selbst durch List und Zwang wird umgekehrt. 
Es thut zwar nicht sehr wol, sich feindlich lassen jagen, 
Verlieren Hab und Gut. Doch die Gewissen plagen, 
15 Das dringt viel weiter noch, als wie durch Mark und Bein, 
Sie wollen nicht bedrängt, nicht überladen sein. 
Der Leib ist unterthan, der Geist ist nicht zu zwingen, 
Geht ledig, frei und los, pflegt sicher sich zu schwingen, 
- So weit es ihm gefällt, verlässt sein enges Haus, 
20 Fleugt dieses grosse Rund auch augenblicklich aus. 
Die güldne Freiheit nun lesst kein Mann eher fahren, 
Als seine Seele selbst. Dieselbe zu verwahren, 
Derselben Schutz zu thun, ist allzeit gut und recht; 
Wer sie verdrücken lesst, wird billich auch ein Knecht. 
25 Wer kann sein Vaterland dann wüste sehen stehen, 
Dass er nicht tausendmal muss einen Tag vergehen ? 
Die Gunst, die jedermann zu ihm von Herzen trägt, 
Wird selbst durch die Natur von Kindheit an erregt. 
Wie weit wir von ihm sein, wie wol es um uns stehet, 
SOWie glücklich es uns auch bei fremden Leuten gehet, 
Brennt seine Liebe doch in uns bei Tag und Nacht 
Und körnt uns ewiglich nicht gänzlich aus der Acht. 
Das liebe Vaterland hat erstlich uns erzeuget 
Und auf die Welt gebracht, hat erstlich uns gesäuget. 
35 Von dieser Mutter körnt uns alles Gut und Nutz, 
Drum sucht sie wiederum bei uns auch billich Schutz. 
Und ist derselbe Mann verständig und bescheiden, 
Der lieber für sie wil, als mit ihr, Schaden leiden; 
Die uns das Leben gibt, erfordert es die Noth, 
40 Für die gehn billich wir hergegen in den Tod. 
Ich wil mich lieber ja von wegen ihr ergeben, 
Zu sterben als ein Mann, als hier in Schanden leben. 
Ich lasse nimmermehr mit besserm Lobe hin 
Das, was ich der Natur doch sonsten schuldig bin. 
45 Dergleichen Krieg pflegt Gott und Menschen gut zu heissen, 
Und pfleget selten auch zum ärgsten auszureissen x); 
1) abzulaufen.
	        
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