Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

haben mir ausgezeichnet geschmeckt! Im Frühling finde ich 
gewöhnlich zwei niedliche blaue Blumen im Graben. Die eine ist 
wirklich himmelblau mit weißen Adern; aber leider fällt sie bald 
ab, man kann sie fast fortblasen. Das ist der Ehrenpreis. 
Die zweite Blume, mit mehr lila Blüten, heißt Gundermann. 
Ihre Blüten sehen aus wie kleine aufgerissene Mäuler. Sie hat 
hübsche rundliche Blätter, die einen starken, gewürzhaften Duft 
haben. 
Vorsichtig steige ich weiter, um nicht zu viele Pflanzen zu 
zertreten. Ha, was war das? Ein dicker, brauner Frosch ist vor 
mir aufgehüpft. Da sitzt er ja auf einem grünen Klettenblatt und 
guckt mich an mit seinen goldgelben Augen. Wie komisch sitzt 
er da, der wohlgenährte Grasfrosch! Er atmet schwer wie ein 
Mensch, der zuviel gegessen hat. Und das ist wahrscheinlich auch 
dem Grasfrosch passiert; denn Fliegen gibt es hier genug zu essen. 
Nein aber! der Vielfraß! Er schnappt schon wieder nach 
einer. Ganz weit hat er sein breites Maul aufgerissen, aber die 
Fliege ist vorbeigeschwirrt. Nun atmet er noch schwerer, wohl 
vor Ärger. 
Da hängen Büsche über den Graben herein, Büsche von der 
Hecke oben. Man muß sich ducken. Die breiten Blätter streifen 
mir kühl übers Gesicht. Wollt ihr meinen Hut mitnehmen, ihr 
Haselnußzweige? Aha, es soll wohl ein Sperling oder ein Star 
sein Nest darin bauen? Das möchtet ihr wohl, ihr schelmischen 
Haselnußzweige; ich weiß, ihr schützt ja gern die lieben Vögel! 
Aber was würde Mutter sagen, wenn ich ohne Hut nach Hause 
käme! Ist das nicht eine grüne Haselnuß hinter den Blättern? 
Sieh, das war freundlich, lieber Strauch! Die Schale ist noch 
weich und grün, die Nuß ist noch nicht ganz reif! Ich habe mich 
zu früh gefreut! 
Aber was ist das? Diese schönen, länglichen, gelbweißen 
Blüten mit dem starken Duft? Woher kommen sie nur? Ach, 
dort vom Graben her ranken sich die schlanken Zweige über die 
Hecke. Die bring’ ich Mutter mit! 
Da, wie ich sie pflücken will, ruft eine helle Stimme: „Warte, 
du Junge, das ist unser Jelängerjelieber!" Ein kleines Mädchen 
steht hinter der Hecke und lacht. Plötzlich wirft sie mir eine ganze 
Handvoll zu! „Nimm sie nur, und pflück’ dir, soviel du willst; 
wir haben genug Jelängerjelieber im Garten!“
	        
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