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-luch sie waren Jakobiner, Sklaven der Eitelkeit nnd der Phrase, nnd nament- 
lich zu ihrem und ihres Landes unermeßlichem Unheil völlig unfähig, mit 
der Macht, die sie augenblicklich hatten, eine dauernde nnd wirkliche Ord¬ 
nung zu schassen. Das erste, was diese Versammlung that, war die Ab¬ 
schaffung der Königswürde; es geschah nach kurzer Besprechung, mit Be¬ 
gründung gab man sich nicht lauge ab. Die Erwägungsgründe, sagte 
einer der Girondisten, liegen in der allbekannten Geschichte der Verbrechen 
Ludwigs XVI. Man hatte es in der That fertig gebracht, sich und dem 
bethörten Volke diesen gutmütigsten aller Menschen als ein Ungeheuer ab¬ 
zuschildern. Einen übergroßen Haß gegen das Königtum zu hegen, an den 
Tag zu legen oder zu affektieren, gehörte zu der Mode des Tages. Sie 
war gefährlich, nicht bloß für König nnd Königtum, und die Girondisten 
sollten es bald genug erfahren. 
Sie machten einen Anlauf, zu einem einigermaßen geordneten Zustand 
in Frankreich zu gelangen, dem regellosen Plündern und Morden, das überall 
an der Tagesordnung war, Einhalt zu thun. Ein Konventsheer, aus den 
Departements gebildet, sollte ihre eigenen Beratungen nnd ihre gesetzgeberische 
Thätigkeit gegen das bewaffnete Gesindel von Paris sicherstellen. Der Abscheu 
gegen die Enragierten zeigte sich deutlich, als am 25. der scheußliche Marat 
zum erstenmale auf der Tribüne erschien und eine freche Auslassung nach 
seiner Weise mit den Worten schloß (er zog dabei eine Pistole aus der 
Tasche), daß er sich hier sofort den Kopf zerschmettern werde, wenn man 
die Anklage gegen ihn beschließe; unglücklicherweise begnügte man sich, ihn 
bloß zu verachten, und ging zur Tagesordnung über. Aber den Angriffen 
auf Robespierre und Danton folgte keine That, und diese ihrerseits thaten 
einen sehr geschickten Zug, indem sie nun den Prozeß des Königs betrieben. 
Die Girondisten hatten so gut wie irgendwer gegen das Königtum geredet; 
sie mehr als irgendwer hatten mit ihrer republikanischen Gesinnung sich ge¬ 
brüstet. Hier war Gelegenheit, ein Pfand der Aufrichtigkeit dieser Gesinnung 
zu geben. Weigerten sie sich, dem König den Prozeß zu machen, suchten 
sie ihn zu retten, so war nichts leichter, als sie als Verbündete des Tyrannen 
anzugeben. Diese Furcht war wohl von Anfang an eine sehr mächtige 
Triebkraft bei diesem Prozesse. Die erste Anregung kam aus den Reihen 
der Gironde; einer der Ihren, Valazä, führte einen Angriff auf den un¬ 
glücklichen Gefangenen. Wiederholt war nun die Frage aus der Tages¬ 
ordnung; zu beweisen, daß man Ludwig — Ludwig Capet, wie die sinnreiche 
Gemeinheit ihn nannte — richten könne, hatte keine weitere Schwierigkeit; 
es folgte aus dem Gesellschaftsurvertrage. Die Nation konnte alles, auch 
Rache an einem Wehrlosen nehmen nnd dem Weltall ein großes Beispiel
	        
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