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der von seinem Rektor sich nicht trennen kann und sich selbst sagt': Bei dein
machst du noch ein halbes Jahr Schule mit! Ohne jeglichen Einfluß oder
Druck vor irgend welcher Seite! Aber weil er wußte, daß er als seines ^Rek¬
tors „Famulus", woll'n einmal so sagen, noch manches wegschnappt im Zeich¬
nen, im Modellieren, im Deutschunterricht, in dem — mit einem Worte ge¬
sagt: um seinen hochgeschätzten Lehrer noch ein halb Jahr Herumsein¬
können! Wie der Junge Bescheid wußte im Lehrmittelzimmer, im Physik¬
zimmer, im Materialienzimmer, im Zeichensaal, im Schulhof, in der Schüler¬
werkstatt, in den vielen Schränken und Regalen, in der Menge der für die
Schule angeschafften oder von den Schülern erzeugten Dinge! Und wie er
dasaß in der Physikstunde, obwohl er eigentlich nicht mehr unter seinesgleichen
saß, stolz geradezu, noch dasitzen zu können! Ein „Sitzenbleiber", aber von einer
ganz anderen Kategorie, als was wir gewöhnlich darunter verstehen! Und wie
er seine Kameraden in „Schwung" hatte; aufs Wort gingen sie ihm. Das
rechne ich der „Arbeitsschule" an, daß jener Junge sich so an die Schule
gefesselt fühlte. Obwohl ich nicht behaupten will, daß nicht auch im alten
System dann und wann einmal ein solcher Fall vorkommen könnte. —
Nach diesem kleinen Seitensprung gehe ich wieder auf die Aussprache
über die Ein- und Durchführung des Arbeitsprinzips in unserer deutschen
Volksschule ein. An Literatur, sich mit diesem Prinzip bekannt zu machen,
ist wahrlich kein Mangel. Eher könnte man sagen, es ist schon zu viel „Stoff"
da. Aber: Nur inbezug auf Theorie! Selbst angeblich praktische An¬
weisungen oder Anleitungen treiben noch spalten-, seiten-, druckbogenlang Theorie,
Theorie, nichts als Theorie! Was soll der Praktiker damit?! Es muß ihm
gezeigt werden: So wird^s gemacht! So kann man's machen! — Natür¬
lich wird einem dann immer und immer wieder — und auch mir wird es
mit meinen in diesem Bändchen zu bringenden Ausführungen so gehen —
von mancher Seite gesagt werden: Das kannst du so machen; aber das geht
bei uns nicht, bei mir nicht! Nun, dann kann ich nicht anders als sagen: Erst
mal probieren! Es an einer guten Portion guten Willens nicht fehlen
lassen! Und — was ich schon hundertmal gesagt — wo ein Wille ist, da
ist auch ein Weg! —