Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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Kein Atem geht. Kein Hauch. „Mein Freund, hab Dank! 
Ob mir Genesung morgen — Tod geworden, 
so ruhsam sind die nicht, die Fürsten morden." 
Der König sprach es, und der König trank. 
Max Geißler. 
120. Graf Eberhard der Rauschebart, 
a) Der Überfall im Wildbad. 
1. In schönen Sommertagen, waun lau die Lüste wehn, 
die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, 
da ritt alls Stuttgarts Toren ein Held von stolzer Art, 
Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart. 
2. Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus; 
er trägt nicht Helm noch Panzer, nicht geht's auf blut'gen Strauß, 
ins Wildbad will er reiten, wo heiß der Quell entspringt, 
der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jüngt. 
3. Zu Hirsau bei dem Abte, da kehrt der Ritter ein 
und trinkt bei Orgelschalle den kühlen Klosterwein. 
Dann geht's durch Tannenwälder, ins grüne Tal gesprengt, 
wo durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt. 
4. Zu Wildbad an dem Markte, da steht ein stattlich Haus, 
es hängt daran zum Zeichen ein blanker Spieß heraus; 
dort steigt der Graf vom Rosse, dort hält er gute Rast; 
den Quell besucht er täglich, der ritterliche Gast. 
5. Wann er sich dann entkleidet und wenig ausgeruht 
und sein Gebet gesprochen, so steigt er in die Flut; 
er setzt sich stets zur Quelle, wo aus dem Felsenspalt 
am heißesten und vollsten der edle Sprudel wallt. 
6. Ein angeschoss'ner Eber, der sich die Wunde wusch, 
verriet voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch; 
nun ist's dem alten Recken ein lieber Zeitvertreib, 
zu waschen und zu strecken den narbenvollen Leib. 
7. Da kommt einstmals gesprungen sein jüngster Edelknab': 
„Herr Graf! es zieht ein Haufe das obre Tal herab; 
sie tragen schwere Kolben, der Hauptmann führt im Schild 
ein Röslein rot von Golde und einen Eber wild."
	        
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