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Sieger in den verschiedenen Kämpfen erhielt einen
Preis, Dank genannt, aus den Händen der edeln
Frauen, die Den Turnieren als Zuschauerinnen bei¬
wohnten.
Zu den nachtheiligen Folgen der Krcuzzüge gehör¬
ten auch verschiedene Krankheiten, die aus dem Mor¬
genlande stammten, wie der fürchterliche Aussah, der
seitdem im Abendlande mehr verbreitet wurde. Auch
Die Pest und andere Seuchen drangen aus dem Mor¬
genlande häufiger nach Europa. Der Aberglaube nahm
zu, und erhielt neue Nahrung besonders durch vi le,
aus dem Morgenlande eingeführte, Reliquien, oder
Ueberbleibscl der Heiligen, wobei häufiger Betrug vor¬
ging. Die alten kirchlichen Büßungen hörten auf, und
an ihre Stelle trat der Ablaß oder Sündenerlaß, den
man stch durch Theilnahme an einem Kreuzzuge ver¬
dienen konnte. Diese Abläffe dauerten auch nach den
Kreuzzügen fort, da man gegen die Taxen, welche die
Kirche zum heiligen Kriege oder zu andern frommen
Gebrauche anwendcn wollte, Sündenvergebung erhielt.
Aber eben die Kreuzzüge, welchen die päpstliche Gewalt
anfangs so viel zu danken hatte, erregten die Erschüt¬
terungen, die ihr spater verderblich wurden. Denn
unter den Völkern wurden seitdem hellere Begriffe
häufiger; freies Nachdenken erwachte, und Freiheits¬
sinn wich dem alten Geiste der Sklaverei.
VI. Die europäischen Staaten von den
Kreuzzügen bis zu Ende des fünfzehnten
Jahrhunderts.
Deutschland. Mit Konrad III, Herzog
von Schwaben, kam das Haus der Hohenstaufen
auf den teucschen Kaiserrhron. Gleich nach seiner Er¬
hebung begann der lange Kampf gegen daS mächtige