Full text: [Bd. 1 = 1. Kl, [Schülerband]] (Bd. 1 = 1. Kl, [Schülerband])

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X}cms im Glück 
Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein 
Scherenschleifer mit seinem Karren; sein Rad schnurrte und er 
sang dazu: 
„Ich schleife die Schere und drehe geschwind 
und hänge mein Mäntelchen nach dem Wind." 
Hans blieb stehen und sah ihm zu; endlich redete er ihn an und 
sprach: „Euch geht's wohl, weil ihr so luftig bei eurem Schleifen 
seid." „Ja," antwortete der Scherenschleifer, „das Handwerk hat 
einen güldenen Boden. Ein rechter Schleifer ist ein Mann, der, 
so oft er in die Tasche greift, auch Geld darin findet. Aber wo 
habt ihr die schöne Gans gekauft?" „Die hab' ich nicht gekauft, 
sondern für mein Schwein eingetauscht." „Und das Schwein?" 
„Das hab' ich für eine Kuh gekriegt." „Und die Kuh?" „Die hab' 
ich für ein Pferd bekommen." „Und das Pferd?" „Dafür hab' 
ich einen Klumpen Gold so groß als mein Kopf gegeben." „Und 
das Gold?" „Ei, das war mein Lohn für sieben Jahre Dienst." 
„Ihr habt euch jederzeit zu helfen gewußt," sprach der Schleifer; 
„könnt ihr's nun dahin bringen, daß ihr das Geld in der Tasche 
springen hört, wenn ihr aufsteht, so habt ihr euer Glück gemacht." 
„Wie soll ich das anfangen?" sprach Hans. „Ihr müßt ein 
Schleifer werden wie ich; dazu gehört eigentlich nichts als ein 
Wetzstein, das andere findet sich schon von selbst. Da hab' ich 
einen, der ist zwar ein wenig schadhaft, dafür sollt ihr mir aber 
auch weiter nichts als eure Gans geben; wollt ihr das?" „Wie 
könnt ihr noch fragen," antwortete Hans, „ich werde ja zum 
glücklichsten Menschen auf Erden; habe ich Geld, so oft ich in die 
Tasche greife, was brauche ich da länger zu sorgen?" reichte 
ihm die Gans hin und nahm den Wetzstein in Empfang. „Nun," 
sprach der Schleifer und hob einen gewöhnlichen, schweren Feld¬ 
stein, der neben ihm lag, auf, „da habt ihr noch einen tüchtigen 
Stein dazu, auf dem sich's gut schlagen läßt und ihr eure alten 
Nägel gerade klopfen könnt. Nehmt ihn und hebt ihn ordent¬ 
lich auf!" 
Hans lud den Stein aus und ging mit vergnügtem Herzen 
weiter; seine Augen leuchteten vor Freude: „Ich muß in einer 
Glückshaut geboren sein," rief er aus; „alles, was ich wünsche, 
trifft mir ein wie einem Sonntagskind." Indessen, weil er seit
	        
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