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Anhang.
Bevölkerung, die zu dem alemannisch-schwäbischen Zweige des deutschen
Volkes zählt. Es ist ein gesunder, kräftiger Menschenschlag, natur¬
wüchsig wie seine Berge, fest in Gesinnung und Wort, ausgezeichnet
durch Biederkeit, Treuherzigkeit und Gemütlichkeit, und wenn auch noch
in den umlaufenden Sagen von guten und bösen Kobolden, die Fels
und Busch, Sumpf und See des Berglandes bevölkern, Überreste alt¬
germanischen Glaubens erhalten bleiben, so hängt der Schwarzwälder
doch treu an seiner Kirche. Nicht selten steht neben der Hütte eine
Kapelle mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebet, und kein
Dorf entbehrt eines Kirchleins, das möglichst den Mittelpunkt der An-
siedlung einnimmt. Talauf und talab reihen sich in langgestreckter
Linie einzelne größere Bauernhöfe aneinander, und neben dieser: lagern
Gruppen kleinerer Häuser, alle Gebäude von ziemlich gleicher, einfacher
Bauart. Die „Schwarzwaldhäuser", die leider der großen Feuer¬
gefährlichkeit halber nicht mehr als Neubauten aufgeführt werden, be¬
stehen fast ganz, oft sogar bis auf die Nägel und Riegel aus Holz,
das der Wald in Fülle bietet. Gemauert ist nur ein Teil der Grund¬
lage. Die Wände bestehen aus ineinandergefügten Balken, die außen
und innen mit Brettern verschlagen sind. Ein solches Bauernhaus hat
meistens drei übereinanderliegende Räume: das Erdgeschoß mit den
Stallungen, den Wohnraum und die Bühne, die Heu- und Getreide¬
vorräte birgt. Doch liegen nicht selten auch Wohnräume und Stallungei:
nebeneinander. Das hochaufragende Dach, mit Stroh oder auch
Schindeln bedeckt, springt auf drei Seiten weit vor. Unter demselben
ziehen sich häufig Galerien hin. Auf der Rückseite, wo das Haus sich meist
an einen Bergabhang anlehnt, senkt sich das Dach bis zur Erde; es
erhält an dieser Seite ein Tor, durch welches n:an die Heu- und
Getreidefuder der Bühne zuführt. Die in: zweiten Geschoß liegende
Bauernstube ist an der Decke und den Wänden getäfelt und durch eine
fortlaufende Reihe von Fenstern erhellt. In ihr befindet sich der
gewaltige Kachelofen mit der Ofenbank und der sogenannten „Kunscht",
einer Wärmeanlage, die mit dem Küchenherd in Verbindung steht. Eine
Ecke der Stube mit dem Kruzifix und dem geweihten „Palmwedel"
(Weidenzweigen mit Kätzchen) heißt der „Herrgottswinkel". Unmittelbar
an die Stube stößt das „Herrenstüble", worin sich zwei Betten für
Bauer und Bäuerin, Kanapee und bessere Möbel, Bilder und Uhr
befinden. Vor dem Hause steht ein Brunnen mit teilweise überdeckten:
Brunnentrog, der im Sommer einen kühlen Raum zum Aufbewahren
der Milch gewährt. Neben dem wohlgepflegten Garten fehlt selten das
zierliche „Jmmenhäusle". Wie ein Fürst lebt der Bauer auf seinem
angestammten Hofgute, das oft seit Jahrhunderten immer vom Vater
auf den jüngsten Sohn, den „Hosengel", übergegangen ist. Obgleich