Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

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L. Vom Ackerbau. 
einer Weile erlischt das Licht. Das Wasser im Teller steigt aber etwas 
im Glase empor und zwar so hoch, daß es gerade ein Fünftel vom 
innern Raume des Glases füllt. 
Warum das Licht erlischt, das liegt auf der Hand. Die Flamme 
hat den Sauerstoff, der in der Luft unter dem Glase enthalten war, 
aͤufgezehrt. Und warum das Wasser im Glase emporsteigt, ist auch 
nicht schwer zu sagen. Der Druck der äußeren Luft treibt es empor. 
Dadurch, daß der Sauerstoff aufgezehrt wurde, ist unter dem Glase 
gleichsam Platz geworden, und da drängt das Wasser nun hin. Da 
es ein Funftel des Raumes unter dem Glase mit Beschlag belegt, 
so muß auch der fünfte Teil der Luft unter dem Glase Sauerstoff ge— 
wesen sein. Wie es mit der Luft unter dem Glase ist, so ist's mit 
der Luft überhaupt. Ein Fünftel davon ist Sauerstoff. 
Was unter dem Glase zurückgeblieben ist, ist auch noch Luft, durch— 
sichtige, klare Luft. Ein Licht vermag aber nicht darin zu brennen. 
Und bringt man ein Tier hinein, erstickt es darin gerade wie in der 
Kohlensäure. Aber Kohlensäure ist es nicht. Denn Kalkwasser trübt 
sich nicht, wenn es damit in Berührung komut. Es ist eine besondere 
Luftart. Man hat sie Stickstoff genannt. Vier Fünfteile der ganzen 
Atmosphäre sind also Stickstoff. 
Es ist sehr gut, daß Sauerstoff und Stickstoff beisammen sind. 
Bestände die Luft einzig und allein aus Sauerstoff, so würden wir 
schneller atmen; wir würden aufgeregt; aber unser Leben wäre dann 
auch von viel kürzerer Dauer. Ebenso würden alle Feuer viel schneller 
und heller brennen, die ganze Erde müßte gar bald in Flammen auf⸗ 
gehen. Darum ist dem Sauerstoff der Stickstoff beigegeben. Er dämpft 
die rasche Schwester, er läßt sie nicht allein schaffen. Wäre dagegen 
der Suckstoff allein vorhanden, so würde auch alles Leben gar bald zu 
Ende sein, er würde in wenigen Augenblicken alles töten. Erst wenn 
heide vereinigt sind, wirken sie wohlthätig zusammen, erhalten Menschen, 
Tiere und Pflanzen in ihrer Lebensdauer, Kraft und Frische, wie wir 
es um uns sehen und selbst erfahren. 
Der Stickstoff ist aber in der Luft nicht etwa mit dem Sauerstoff 
verbunden, er ist nur damit gemengt oder gemischt. 
113. Vom Stickstosf und seinen Verbindungen. 
Der Stickstoff hat wenig Lust, sich mit anderen Stoffen zu ver— 
binden. Er ist träge. Und aus den Verbindungen, darin er nun einmal 
ist, läßt er sich meist sehr leicht wieder austreiben. Darüber belehrt 
uns ein ganz einfacher Versuch. Wie wir wissen, ist der gewöhnliche 
Salpeter salpetersaures Kalium und besteht also aus Salpetersäure und 
Falum. Kalium ist uns als ein Leichtmetall bekannt. Was aber ist 
Salpetersäure? Daß Sauerstoff darin steckt, ist nach dem, was wir 
Iber die Säuren gelernt haben, wohl anzunehmen. Womit ist er aber 
in der Salpetersäure verbünden? Etwa mit Salpeter? Das kann nicht 
sein! Denn Salpeter ist ja salpetersaures Kalium. Untersuchen wir!
	        
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