Waz daz nüt ist, das schez gar clein
Und jomer allzik wider hein
Du hast doch e kein bleiben nüt,
Es si morn oder es fi hůt.
Sid es denn anders nüt mag sin,
So vlüch der welte falschen schin!
Und rüw die sünd und besser dich,
Als wollest moͤrn gen himelrich.
Ade welt! Gott en dich:
Ich vor dahin in himelrich!
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39. Media Vita.
dn Mittel unseres Lebens Zeit
om Tod seind wir umbfangen.
Wen suchen wir, der uns Huse geit,
Von dem, wir Huld Zlangen,
Dann dich, Hete, alleine
Der umb unfere Missethat
Rechtlichen zürnen thust,
Volkstümliche Nachdichtung des latein. Gedichtes von Notker Labeo.
eiliger Gott,
eiliger starker Gott,
eiliger und barmherziger u
ott,
Laß uns nit Gewalt thun
Des bittern Todes Nol.
0. Neuhochdeulsch.
a) Volksmäßige Citeratur.
40. Das Narrenschiff.
Sebastian Brant wurde 1458 zu Straßburg im Elsaß geboren. Sein haupt—
sächlichstes Werk ist das Narrenschiff, in dem er die Gebrechen und Laster der
damaligen Zeit geißelt, und das solchen Erfolg hatte, daß sogar in den Kirchen
darüber gepredigt wurde. Bram starb im Jahte 1521.
Von zuviel Sorge.
ex, aller Welt Sorg auf sich ladet,
Viht denkt, ob es ihm nůtzt, ob schadet
Hab auch Geduld wenn man ihn bader
Der ist ein Narr, der tragen will,
Was ihm zu heben ist zu viel,
Und der allein darauf bedacht,
Pas kaum don dreien wid vollbracht.
Wer auf den Rügen nmnnt die Welt,
In einem Augenblick oft fällt.
Man liest von Nerander daß
Die n Welt zu eng ihm, was;
Er schwidte drin, als ob er kaum
dir seinen Leib drin hätte Raum,
Und fand zuleht doch seine Ruh
d einem Grab von sieben Schuh.
er Tod allein erst zeiget am
Womn man sich begnden ann.
Diogenes n Macht besaß,
Und deffen ohnung war ein Faß;
Deutsches Lesebuch f. höhere Lehranstalten. I.
Wiewohl er u hatt' auf der Erde,
Gab es doch nichts, was er begehrte
Als: Alexander mochte gehn
Und ihm nicht in der Sonne stehn.
Wer hohen Dingen nach will jagen,
Der muß auch hoch die Schanze wagen.
Was hilsts dem Menschen zu gewinnen
Die Welt und zu verderben drinnen?
Was hilft's dir, daß der Seib km hoch
Und führt' die Seel ins snehe
Wer Gäanse nicht will barfuß laffen
Und Straßen fegen rein und len
Und eben machen Berg und Thal,
Der hat nicht Frieden überall.
Zu viele Sorg ist nirgend für,
Sie machet manchen bleich und dürr
Der ist ein Narr, der sorgt all Tag,
Was er doch nicht abwenden mag.
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