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Bilder aus Geographie
gegen 12 Uhr mittags wurde die denkwürdige Kapitulation unterzeichnet,
kraft welcher sich außer den in der Schlacht gefangenen Franzosen noch
88 000 Mann den Deutschen als Kriegsgefangene ergaben. Um 1 Uhr
fuhr dann König Wilhelm, begleitet von dem Kronprinzen, nach dem
Schlosse Bellevuel) zu der von dein Kaiser Napoleon erbetenen Unter¬
redung, welche eine Viertelstunde dauerte. Nach dieser Begegnung
besichtigte der greise König in einem fünfstündigen Ritte sämtliche Stel¬
lungen der vor Sedan stehenden deutschen Heere, überall von dem enthu¬
siastischen Jubel der Truppen empfangen, und kehrte erst spät in sein
Hauptquartier zurück. An der Tafel, an welcher zu Ehren des glorreichen
Ereignisses zum ersten Mal im ganzen Feldzuge Champagner ausgetragen
wurde, brachte der König folgenden Toasts) aus: „Wir müssen heute
aus Dankbarkeit auf das Wohl meiner braven Armee trinken. Sie,
Kriegsminister von Roon, haben unser Schwert geschärft; Sie, General
von Moltke, haben es geleitet, und Sie, Graf Bismarck, haben seit
Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seinen jetzigen Höhe¬
punkt gebracht: lassen Sie uns also auf das Wohl der Armee, der drei
von mir Genannten und jedes einzelnen unter den Anwesenden trinken,
der nach seinen Kräften zu den bisherigen Erfolgen beigetragen hat!"
■ - jSa<0 Itud. Lindau.
32. v»8 deutsche Heer.
1870-71.
Wo ist ein Heer, das fester stand
im Kampf fürs heil’ge Vaterland;
so kühn dem Tod ins Auge sah,
ein Heer wie dein’s, Germania!
Wer schuf dies Heer, wer führt’s hinaus,
wer war sein Stern im blut’gen Straufs?
Dein König war’s, Borussia,
dein Kaiser ist’s, Germania!
Wer hat dem Heere Bahn gemacht,
der Kämpfe Lauf zuvor bedacht?
Den Schlachtendenker kennt ihr ja:
dein Moltke ist’s, Germania!
*) Sprich: Bählwüh. 2) Toost.