Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

177 — 
F.: Bis jetzt ist man also gegen die Krankheitsbakterien machtlos? 
V.n Doch nicht so ganz; man hat ganz gewaltige Fortschritte in ihrer 
Bekämpfung gemacht. Seitdem man weiß, daß das Eitern der Wunden vor— 
nehmlich durch Pilze bewirkt wird und ebenso die Eitervergiftung, sucht man auf 
alle mögliche Weise die Wunde von diesen Feinden durch peinlichste Sauberkeit 
und pilztötende Mittel zu schützen. Wo Typhus, Diphtheritis oder eine ähnliche 
Krankheit im Hause war, werden Decke, Wände und Fußboden gründlich mit 
chemischen Mitteln gereinigt oder, wie man sagt, desinfiziert. Den Lungen⸗ 
kranken wird empfohlen, nicht auf den Fußboden, sondern nur in ein Näpf— 
chen mit Wasser zu spucken, da man weiß, daß besonders die aufgetrockneten 
und dann in der Luft umherfliegenden Keime so gefährlich sind. Unsere 
Aborte werden mit Karbolpulver, Lysol und ähnlichen Desinfektionsmitteln 
unschädlich gemacht, und selbst den Pilzkolonien in unserm eigenen Munde 
gehen wir gründlicher als früher zu Leibe. 
5. F.: Aber wir haben doch nicht alle Pilze im Munde! 
V.; O, ganz sicher. Schon als Säugling hast du von einem Pilze 
zu leiden gehabt, dem sogenannten Soorpilz oder Schwämmchen. Der 
Pilz aber, der uns alle zur größten Sorgfalt in der Pflege der Zähne 
nötigt, ist der Pilz der Zahnfäule. Er siedelt sich in der Schleimhaut des 
Mundes zwischen den Lücken und am Grunde der Zähne an, dringt in die 
feinen Kanälchen des Schmelzes und des Zahnbeins, wobei er die abscheu— 
lichsten Zerstörungen anrichtet. Ehe wir es uns versehen, ist eines schönen 
Tages der von außen vielleicht ganz gesund scheinende Zahn innen gänzlich 
vernichtet, er ist „hohl“ geworden und bald völlig unbrauchbar. Nur die 
größte Gewissenhaftigkeit in der Anwendung entsprechender Zahnwasser, die 
auch nicht einen Tag nachlassen darf, kann uns vor der Zerstörung unserer 
Zähne bewahren. 
F.: Ach, Vater, nun mag ich die Pilze gar nicht mehr leiden. Es 
scheint ja, als wenn sie überhaupt nur Schlimmes in die Welt bringen. 
V Ja, eine böse Gesellschaft ist es im allgemeinen, und dabei von 
einer Macht, von der man sich vor wenigen Jahrzehnten noch gar keine 
Vorstellung machen konnte. Dennoch sind sie nicht alle so schlimm, wie du 
denkst, und es gibt sogar einige, die vom Menschen gezüchtet und gut bezahlt 
werden, wie beispielsweise die Hefepilze — Sorge nun dafür durch Reinlich⸗ 
keit und Vorsicht, daß wir nicht auch einmal einige von den ganz bösen 
Sorten ins Haus bekommen Nach K. Kraevelin Maturstudien im Hause). 
102. Von des Regenwurms ehrbarem Lebenswandel. 
. Wenn man des Morgens nach einer feuchtwarmen Nacht in 
den Garten tritt und etwa eine lehmige Wegstelle ansieht, so wird 
Dietleins Deutsches Lesebuch. Ausg. A. Teil W. 
12
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.