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adern nach verschiedenen Richtungen hin sendet, je nachdem sie auf der
einen oder auf der anderen Seite seiner Abdachung hervorbrechen, wird
es zur Wasserscheide zwischen verschiedenen Stromsystemen. So trennt
das Erzgebirge das Egerwasser vom Muldenwasser, wenngleich schließlich
die gesamten Wassermassen des Erzgebirges sich in der Rinne des Elb—
stromes vereinigen. Entschiedener tritt der Iser-⸗ und Riesengebirgskamm
als Wasserscheide auf zwischen Elbe und Oder und somit auch zwischen
Nord- und Ostsee. Die Alpen, das größte Hochgebirge in Europa, bilden
auch die bedeutsamste Wasserscheide unseres Erdteils. Das Gletscherwasser
dieses Hochgebirges sammelt sich im Po, in der Rhone, im Rhein und in
der Donau, welche Stromadern in vier voneinander weit entfernte Meere
auslaufen. Nicht immer wird die Wasserscheide durch hohe Gebirge be—
zeichnet (vgl. die Waldaihöhe und das Fichtelgebirge). Bisweilen bilden
bedeutende Gebirge keine Wasserscheiden; an anderen Stellen wieder liegt
die Wasserscheide großer Flüsse völlig in der Ebene, so daß bei Hochwasser
benachbarte Systeme in Verbindung treten.
3. Wie die Gebirge den Flüssen die Richtung ihres Laufes vorschreiben,
so beeinflussen sie auch dessen Schnelligkeit. Dacht sich das Gebirge nur all—
mählich ab, dann rinnt der Fluß langsamer dahin, als wenn die Gebirgs—
mauer schroff und plötzlich zur Ebene abfällt. So haben die von der Nord—
seite des Erzgebirges kommenden Flüsse weniger Gefälle als die in das Eger⸗
tal einmündenden Gebirgsbäche. Solange der Fluß überhaupt im Bereich
des Hochgebirges fließt, woselbst die Sohle seines Bettes in der Regel
mancherlei Unebenheiten aufweist, so lange rauscht und schäumt er in jähem
Laufe dahin und bildet nicht selten Stromschnellen oder gar Wasserfälle, die
zur Romantik des Hochgebirges nicht wenig beitragen. Natürlich wird der
Wasserfall um so großartiger auftreten, zu je mächtigeren Höhen das Ge—
birge emporsteigt, und je mehr das Wasser Gelegenheit findet, über hohe
Felsenwände hinab in die Tiefe zu stürzen. Mächtiger als in den kleinen
Gebirgen unserer mitteldeutschen Heimat brausen die Wasserfälle im skandi⸗
navischen Hochland, in den Alpen, in Afrika und drüben in Amerika. Dort
stürzen die schäumenden Fluten „mit empörtem Grimme“ hinunter in den
wilden Wogenbrand, und oft verkünden donnerähnliches Getöse und Rauch⸗
säulen schon auf stundenweite Entfernung die Lage des Sturzes.
Endlich bestimmen die Gebirge auch noch den Wasserreichtum der ihnen
entquellenden Ströme. Flüsse, die von weniger hohen Mittelgebirgen herab—
kommen, zeigen zur Zeit des Hochsommers, namentlich wenn es an Regen
mangelt, einen niedrigen Wasserstand. Dadurch ist dann die Schiffahrt auf
ihnen oft längere Zeit unmöglich, wie es wiederholt bei der Elbe da Fall
gewesen ist. Dagegen werden die Flüsse der Hochgebirge gerade im Hoch—
sommer, wenn der Alpenschnee schmilzt, von den dort in reichem Maße auf—
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