Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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adern nach verschiedenen Richtungen hin sendet, je nachdem sie auf der 
einen oder auf der anderen Seite seiner Abdachung hervorbrechen, wird 
es zur Wasserscheide zwischen verschiedenen Stromsystemen. So trennt 
das Erzgebirge das Egerwasser vom Muldenwasser, wenngleich schließlich 
die gesamten Wassermassen des Erzgebirges sich in der Rinne des Elb— 
stromes vereinigen. Entschiedener tritt der Iser-⸗ und Riesengebirgskamm 
als Wasserscheide auf zwischen Elbe und Oder und somit auch zwischen 
Nord- und Ostsee. Die Alpen, das größte Hochgebirge in Europa, bilden 
auch die bedeutsamste Wasserscheide unseres Erdteils. Das Gletscherwasser 
dieses Hochgebirges sammelt sich im Po, in der Rhone, im Rhein und in 
der Donau, welche Stromadern in vier voneinander weit entfernte Meere 
auslaufen. Nicht immer wird die Wasserscheide durch hohe Gebirge be— 
zeichnet (vgl. die Waldaihöhe und das Fichtelgebirge). Bisweilen bilden 
bedeutende Gebirge keine Wasserscheiden; an anderen Stellen wieder liegt 
die Wasserscheide großer Flüsse völlig in der Ebene, so daß bei Hochwasser 
benachbarte Systeme in Verbindung treten. 
3. Wie die Gebirge den Flüssen die Richtung ihres Laufes vorschreiben, 
so beeinflussen sie auch dessen Schnelligkeit. Dacht sich das Gebirge nur all— 
mählich ab, dann rinnt der Fluß langsamer dahin, als wenn die Gebirgs— 
mauer schroff und plötzlich zur Ebene abfällt. So haben die von der Nord— 
seite des Erzgebirges kommenden Flüsse weniger Gefälle als die in das Eger⸗ 
tal einmündenden Gebirgsbäche. Solange der Fluß überhaupt im Bereich 
des Hochgebirges fließt, woselbst die Sohle seines Bettes in der Regel 
mancherlei Unebenheiten aufweist, so lange rauscht und schäumt er in jähem 
Laufe dahin und bildet nicht selten Stromschnellen oder gar Wasserfälle, die 
zur Romantik des Hochgebirges nicht wenig beitragen. Natürlich wird der 
Wasserfall um so großartiger auftreten, zu je mächtigeren Höhen das Ge— 
birge emporsteigt, und je mehr das Wasser Gelegenheit findet, über hohe 
Felsenwände hinab in die Tiefe zu stürzen. Mächtiger als in den kleinen 
Gebirgen unserer mitteldeutschen Heimat brausen die Wasserfälle im skandi⸗ 
navischen Hochland, in den Alpen, in Afrika und drüben in Amerika. Dort 
stürzen die schäumenden Fluten „mit empörtem Grimme“ hinunter in den 
wilden Wogenbrand, und oft verkünden donnerähnliches Getöse und Rauch⸗ 
säulen schon auf stundenweite Entfernung die Lage des Sturzes. 
Endlich bestimmen die Gebirge auch noch den Wasserreichtum der ihnen 
entquellenden Ströme. Flüsse, die von weniger hohen Mittelgebirgen herab— 
kommen, zeigen zur Zeit des Hochsommers, namentlich wenn es an Regen 
mangelt, einen niedrigen Wasserstand. Dadurch ist dann die Schiffahrt auf 
ihnen oft längere Zeit unmöglich, wie es wiederholt bei der Elbe da Fall 
gewesen ist. Dagegen werden die Flüsse der Hochgebirge gerade im Hoch— 
sommer, wenn der Alpenschnee schmilzt, von den dort in reichem Maße auf— 
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