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VI. Erzählungen Märchen.
159. Die Edelsteine.
Ein Goldschmied mußte für eine vornehme Frau
einen prächtigen Schmuck machen, zu dem sie ihm mehrere
kosthare Edelsteine gab. Robert, sein Lehrjunge, hatte
an den hellen funkelnden Steinen, die in allen Farben
glänzten, große Freude und betrachtete sie oft Mit
einem Male bemerkte der Meister, daß ihm wei der
schönsten Steine fehlten. Er hatte den Lehrjungen in
Verdacht und suchte in dessen Schlaffammer nach Da
fand er die Edelsteine in einem Loche, das sich über einem
alten Kasten in der Mauer befand
2 Robert beteuerte zwar, er habe die Steine nicht
gestohlen allein sein Meister züchtigte ihn sehr hart,
sagte, daß er den Galgen verdient habe, uünd jagte ihn
fort Am andern Tage fehlte wieder ein Stein und der
Goldschmied fand ihn im nämlichen Loche. Nun gab
er fleißig acht wer doch die Edelsteine dahin dersteckte
Da kam eine Elster, die der Lehrling aufgezogen und
zahm gemacht hatte auf den Arbeitstisch geflogen, nahm
einen Edelstein in den Schnabel und trug ihn in das
Mauerloch Der Goldschmied bedauerte es nun herzlich
daß er dem armen Knaben Unrecht gethan habe. Er nahm
ihn wieder an, behandelte ihn von nun an sehr gütig
und hatte nie mehr so leicht auf jmand einen AMgwohn
160. Die streitenden Hunde.
Zwei Hunde stritten sich um einen Knochen den
jeder haben wollte. Während sie sich herum balgten
und bissen, schlich ein dritter herbei, faßte den Gegenstand
des Streites lief damit fort und ließ sich an einem
sichern Orte seine Beute trefflich schmecken