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Schwingen gleiten die großen Segelschiffe zwischen ihnen hin und
her. In leuchtender Stahlfarbe schimmert die tiefe Flut. Einen
schöneren Morgen auf dem Meere könnte kein Seemann träumen.
Nur wer das Meer haßt, findet es einförmig. Dem, der es liebt,
enthüllt es, wo er auch sei, von Stunde zu Stunde andere und immer
neue Reize. Auch heute gewann es um Mittag ein anderes Ansehen
als am Morgen. Wir fuhren über eine seichte Stelle, an welcher das
Wasser die schöne, smaragdgrüne Farbe annahm, welche den nordischen
Meeren bis zu einer gewissen Tiefe eigen ist. Wir kreuzten die Fläche
zu derselben Zeit, als eine Flottille von hundert englischen Fischer⸗
böten darauf hin⸗ und herstrich. Die zierlichen kleinen Fahrzeuge mit
ihren blendendroten Segeln standen leuchtend über der grünen Flut
am hellen Himmel.
Wieder ein anderes Ansehen erhielt das Meer in den
Nachmittagsstunden. Wir erreichten wieder tiefes Wasser. Hier
mußten starke Nordwinde geweht haben; denn eine hohe Dünung traf
die Seitenwände unseres Schiffes und versetzte es in so heftiges
Rollen, daß in den Kajüten alles darüber und darunter ging und die
Mehrzahl der Mitreisenden krank wurde. Wir blieben auf dem
Verdecke sitzen und schauten dem eigenartigen Schauspiel der langsam
anrollenden Wogen zu, welche dadurch ein besonderes Leben erhielten,
daß die kleinen Wellchen, welche, eine Folge des leichten Westwindes,
hinter unserm Schiffe herplätscherten, jene großen Dunungswogen
im rechten Winkel kreuzten und frisch und hurtig mit kleinen weißen
Schaumspitzen über sie hinliefen.
Still und einsam war hier das Meer; denn die Fahrstraße der
vom Norden dem englischen Kanal zusteuernden Schiffe hatten wir
bereits heute morgen gekreuzt, und das Fahrwasser der von den deut
schen Nordseehäfen nach England und dem Ozeaue steuernden Schiffe
hatten wir noch nicht erreicht. Die Bahn zwischen der schottischen
Ostküste und Deutschlands Nordwestküste ist aber nur schwach befahren.
Wir schienen allein in der unendlichen Flut zu schwimmen, über
welcher ein wolkenloser Himmel sich wölbte, und wir genossen den
Anblick der stillen, großen Unendlichkeit mit ahnungsvollem Schauer.
Rot und feurig sank die Sonne in die slahlfarbene Flut. Kein
Widerschein von Wolken breitete einen Rosenschimmer über die ganze
See aus wie gestern. Das langgezogene Spiegelbild der Sonne lag
zwischen uns an der Stelle, wo sie sank, als vielfach bewegter, schmaler
Feuerstreifen von fast erkaltetem Lichte auf der metallisch glänzenden
Wasserfläche. Die Dämmerung war lang und klar. Allmählich blitzte
ein Stern nach dem andern auf. Bald war der dunkle Himmel mit
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