Full text: [Bd. 2, [Schülerband]] (Bd. 2, [Schülerband])

sagt er, bei ihnen gute Sitten, als anderswo gute Gesetze. In der That finden 
sich bei den Deutschen jene Tugenden und Fehler, welche die Folgen ein- 
facher Lebensverhältnisse zu sein pflegen. Die Beschäftigung der freien 
Männer war Krieg und Jagd, während die häuslichen Arbeiten von Weibern, 
Kindern und Sklaven besorgt zu werden pflegten. Die Kost bestand aus 
Gemüse, Mehl und Fleisch, aus der Milch wurden Butter und Käse bereitet 
and aus Gerste Bier, das häufig mit Honig vermischt wurde. Fremde wurden 
gastlich bewirthet; Niemand fragte sie, woher sie kamen und wohin sie 
giengen. Freude an Geselligkeit zeichnete überhaupt die alten Deutschen 
aus, die Nachbarn versammelten sich häufig bei Festmahlzeiten und erlu- 
stigten sich an Trinkgelagen und Würfelspiel, bei dem es mitunter auch blutig 
hergieng. Jünglinge lebten als besondere Belustigung den Schwerttanz, 
der darin bestand, dass sie mit grosser Gewandheit zwischen Schwertern 
und Spiessen herumsprangen, ohne sich zu verletzen. — Die Deutschen 
hatten langes blondes Haar, blaue Augen und einen kräftigen Körper , der 
durch eine abhärtende Erziehung zur Ertragung jeglicher Anstrengung fähig 
gemacht wurde. Das Familienleben wurde hoch und heilig gehalten; Viel- 
weibereiwar unbekannt. Die Frau nahm als Gefährtin des Mannes eine ge- 
achtete Stellung ein, begleitete ihn auch auf seinen Kriegszügen und theilte 
mitunter die Gefahren der Schlacht. Die Bevölkerung selbst war nicht in 
grösseren Städten angehäuft, sondern lebte zerstreut in Dörfern und KEin- 
zeilngehöften, um welche die dazu gehörigen Ackergründe herumlagen. 
8 3. Die Kämpfe mit den Römern, 
Den ersten Kampf gegen die Deutschen hatten die Römer 
mit den Cimbern und Teutonen zu bestehen und schon 
dieser lehrte sie ihre Tapferkeit fürchten. Das Zusammentreffen 
Cäsars mit den Deutschen hatte die Unterwerfung derjenigen 
Stämme, die am linken Rheinufer lebten, zur Folge. Weitere 
Versuche Cäsars, Eroberungen am rechten Rheinufer zu machen, 
endeten mit keinem günstigen Resultate. Augustus bemühte 
sich, die am nördlichen Abhang der Alpen sesshaften deutschen 
Stämme zu unterwerfen; nach langem Kampfe gelang ihm dies 
soweit, dass die Donau die Grenze der römischen Herrschaft 
bildete. Dagegen konnte'auch er nicht über das rechte Rheinufer 
vordringen, ein abermaliger zu diesem Zwecke gemachter Versuch 
endigte mit der Niederlage des Varus im Teutoburger Walde 
9 n. Chr.). Diesen Sieg dankten die Deutschen dem Cherus- 
kerfürsten Arminius (Hermann), der die Cherusker, Brukterer, 
Marser und Chatten zu einem Bunde gegen den gemeinschaft- 
lichen Feind vereint und dadurch in nöthiger Anzahl auf den 
Kampfplatz geführt hatte. Dennoch suchte bald darauf Ger- 
manicus (14-—16 n. Chr.) abermals über das rechte Rhein-
	        
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