Full text: Österreichisches Geschichtsbuch für Bürgerschulen

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Mittelalters eine wahre Wohltat für die Menschen. Wälder und 
Heiden wurden durch sie in fruchtbares Ackerland umgeschaffen. Ver— 
folgte und Bedrängte fanden in ihnen ein schützendes Obdach, denn 
die Kloster hatten fast überall das Asylrecht. Aus ihnen gingen neue 
Sendboten des Glaubens hervor, während innerhalb ihrer Mauern 
die ersten Schulen entstanden, in denen die Wissenschaften vor dem 
Untergange bewahrt wurden. 
Bedeutung 
der Klöster. 
d) Die Slawen. 
(Um 850.) 
1. Slawische Ansiedlungen. Die slawischen Völker, die ur- 
sprünglieh auch wandernde Hirten waren, sind hauptsachlieh im 
6. und 7. Jahrhundert in das jetzige österreichische Gebiet ein- 
gedrungen. Die Tschechen bevölkerten im Laufe des 6. Jahr- 
bunderts Böhmen und Mähren. Die Slowenen siedelten sich etwas 
sputer, aber noch im Laufe des 6. Jakrhunderts in Steiermark, LKarnten 
uind Krain anm. Die Kroaten wanderten nach dem Jahre 600 in ihre 
heutigen Wohnsitze ein. Galizien war schon im 6. Jahrhundert der 
Sita lawischer Stämme; um das Jabr 1000 bestanden hier zwischen 
Polen und Ruthenen schon die heutigen Sprachgrenzen. 
Im 6. Jahrhundert eéeroberten die mongolischen Awaren das 
heutige Ungarn und sehoben sich mitten in die Slawen hinein. Dadurch 
bewirkten sie die dauernde Trennung zwischen Nord- und Südslawen. 
2. Das großmahrische Reich. Die tschechischen Slawen hatten 
bei ihrer ERinwanderung in Böhmen und Mahren mehrere unab- 
— allmahlich unter gientiden. 
dem Herrscherhause der Premysliden, das seinen Ursprung von 
der weisen Libuscha und dem Bauer Premysl herleitete, die um 
das Jahr 700 lebten (Fig. 44). MMahren erlangte erst später eine 
hervorragende Bedeutung. 
UDnter Karl dem Grohen wurden Böhmen und Mäbhbren ge- 
æwungen, die Oberhoheit des fränkischen Reiches anzuerkennen. Doch 
lockerte sieh unter den sehwachen Nachfolgern Karls dieses Ver- 
hültnis wieder. Zugleich gelangte der Fürst Rostislaw von Mähren, der 
auch die Oberhoheit üUber Böbmen ausübte, zu solcher Macht, daßß Anseswid 
er mit König Ludwig dem Deutschen wiederholt Kämpfe um die Veutsthland. 
Unabhüngigkeit führen Konnte. 
Seine Bestrebungen mißlangen anfangs infolge der Ubermacht 
der Deutschen; allein er sann nun um so eifriger auf Mittol, sein Land 
com Deutschen Reiche unabhängig zu machen. Ein solches Mittel 
war dio Einführung des slawischen Kirchendienstes. Damit hoffte er 
die kirehliche Unabhängigkeit von Deutschland zu erlangen. Infolge 
der Bitte Rostislaws sandte der griechische Kaiser die Brüder Cyrill
	        
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