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verschluckt hätten, Einher würben von ben Prüften ihrer
Butter gerissen unb ohne Erbarmen gegen bie Wänbe ober
Thürpfosten geschleubert, baß bas Gehirn umherspritzte. Nie-
manb würbe gerührt von bem Flehen ber Mütter, von bem
Schreien ber unschulbigen Kinber. Balb glich bie ganze Stabt
einem großen Leichenhttgel. In wilder Morbgier schwärmten
bie bluttriesenben Sieger mit klirrenben Waffen Hin unb her,
von beit Straßen in bie Häuser, von ben Häusern in bie
Straßen, ob nicht noch ein Unglücklicher zn ftnben sei, ben sie
Zur Ehre Gottes morben könnten. So sehr vergaßen sie in
ber ersten Wuth bie von Christus geprebigte Dulbung uub
Menschenliebe unb befleckten ihren Ruhm mit ben empörenb-
sten Grausamkeiten.
Enblich, als bie Rache gestillt unb bie Raubgier befrie¬
digt war, ba kehrte christliche Demuth. Büßfertigkeit unb front-
mer Sinn in bie Herzen zurück. Da reinigten bie Pilger sich
vom Blute, entblößten Haupt unb Füße unb zogen in feierlicher
Prozession singenb unb betenb nach ber Auferstehungskirche. Hier
würben sie von ben Geistlichen empfangen, welche mit tiefer
Rührung ben Pilgern banften für bie Befreiung ber heiligen
Stabt aus ber Gewalt ber Ungläubigen, vor Allen aber Peter
ben Einsiebler mit Lobsprüchen erhoben. Die Christen ber hei«
ligen Stabt schienen nur Augen für ben hochherzigen Einsiedler
zu haben, ber sie vor fünf Jahren in ihren Leiben aufgesucht
hatte unb besten Verheißungen nunmehr so glorreich in Erfül¬
lung gegangen waren. Sie drängten sich haufenweise um ihn;
an ihn richteten sie ihre Loblieber, ihn priesen sie laut als ihren
Befreier. Sie erzählten ihm, was sie alles nmhrenb feiner
Abwesenheit gelitten, uub konnten es kaum glauben, was vor
ihren Aitgett vorging. In ihrer Begeisterung staunten sie bar»
über, baß Gott sich eines einzigen Menschen bebient habe, um
so viele Nationen zum Aufbruche zu bringen uub so viele
Wuuber geschehen zu lassen. Thränen ber Rührung rollten von
ben Wangen ber Pilger; sie konnten ihr freubetrunkenes Auge
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