Russisch-türkische Kriege. 
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Kosacken am Jaik zurück und entwarf den Plan zu einem neuen 
Aufstande. Er gab sich für Kaiser Peter III. aus; die Nachricht 
von seinem Tode sei falsch, er sei damals entkommen und wolle 
nun an der Spitze der Kosacken in Rußland vordringen, alles 
niederwerfen, überall neue Beamte einsetzen und die Krone seinem 
Sohne Paul übertragen. Die Kosacken glaubten ihm; sie geriethen 
in Bewegung; sein Anhang mehrte sich von Tage zu Tage. Er 
bemächtigte sich mehrerer kleinen Festungen, schlug die gegen ihn 
gesandten Heerhaufen und wurde wirklich von den unwissenden 
Umwohnern des Flusses Ural für den Kaiser gehalten. Ueberall, 
wohin die wilden Ausrührer kamen, wurde fürchterlich gehaust, 
Kasan erstürmt und verbrannt, und eine Menge Menschen nieder¬ 
gehauen oder hingerichtet. Der Aufruhr verbreitete sich immer 
weiter; 20,000 Mann gehorchten bereits Pugatfchews Befehlen. 
Endlich, nachdem die Empörung länger als ein Jahr gewährt hatte, 
gelang es dem Oberst Michelsohn, die Rebellen entscheidend zu 
schlagen. Mit nur 30 Kosacken floh Pugatschew über die Wolga, 
irrte in der Steppe umher und wurde von allen Seiten umstellt. 
Seine Begleiter, die seine Sache verloren sahen, beschlossen, durch 
seine Auslieferung sich die Verzeihung der Kaiserin zu erwerben. 
Als er eines Tages, in Nachdenken vertieft, in seinem Zelte saß, 
drangen sie ein und umringten ihn. „Wir sind dir lange genug 
gefolgt," sprach einer; „jetzt ist die Reihe an dir, uns zu folgen." 
Sie banden ihn und führten ihn nach Uralsk. Von hier ließ ihn 
Suwarow, der herbeigeeilt war, nach Moskau abführen, wo er 
anderthalb Jahr nach dem Beginn des Aufruhrs (1775) mit meh¬ 
reren seiner Genossen hingerichtet wurde. 
Seitdem ist die Herrschaft Katharinas ungestört geblieben, 
wohl aber mag sie im Besitz und Genuß der größten irdischen 
Herrlichkeit noch gar manchesmal, von Sorgen und Erinnerungen 
bewegt, mit wehmüthiger Sehnsucht an die glücklichen Jugeudtage 
in Stettin zurückgedacht haben. 
Mit den Türken wurden unter der Regierung Katharina II. 
zwei blutige Kriege geführt, von 1768—74, und von 1787—91. 
Im ersten Kriege hatte sie die unter dem türkischen Joche seufzenden 
Griechen durch lockende Versprechungen zur Empörung gegen ihre 
Zwinger gereizt. Aber so glücklich auch die Russen fast überall 
gegen die Türken waren, so wenig wurden die Griechen unterstützt 
und endlich von den Türken ganz in die Enge getrieben. Jetzt 
metzelten die Türken schonungslos unter den armen Menschen, die
	        
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