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sterben werde. Darum laß Dir Deine eigene Wohlfahrt und
das beste aller Franken empfohlen sein. Wir sind mächtig
an Land und Leuten, können Heere ins Feld stellen, haben
Städte, Waffenvorräthe und alles, was zum königlichen
Glänze gehört; aber es fehlt uns das Glück und die edlen
Sitten der Väter. Gerade dies besitzt in vollem Maße
Heinrich; aus ihm, auf dem Volke der Sachsen beruht jetzt
das Wohl des deutschen Vaterlandes. Höre also meinen
Rat! Nimm diese Kleinodien: die heilige Lanze, die goldenen
Armbänder, den Purpurmantel, das Schwert und die Krone
der alten Könige; bringe sie dem Herzoge und mache ihn Dir
zum Freunde. Sage ihm, daß ich ihn euch zu meinem Nach-
folger empfohlen habe, ihn, der am tüchtigsten und würdig¬
sten ist über alle deutschen Völker zu herrschen." Alle An-
wesenden waren gerührt über die uneigennützige Anerkennung,
welche der sterbende Konrad den Verdiensten seines Gegners
zollte, und versprachen, seinen Willen zu erfüllen. Als nun
der edle König das Zeitliche gesegnet hatte (918), begab sich
sein Bruder Eberhard mit den Reichskleinodien an den Harz,
um sie dem Herzog Heinrich, der sich dort auf seinen Gütern
aufhielt, zugleich mit seiner Huldigung zu überbringen.
Also ging das Königtum vom Stamme der
Franken auf den Stamm der Sachsen über.
XXIII.
Heinrich I.
(919—936.)
Die Sage berichtet, Eberhard habe den Sachsenherzog
auf der Jagd gefunden, als er gerade mit Vogelfang beschäf-
tigt war, und davon haben ihm die Geschichtsschreiber jener
Zeit den unpassenden Namen des Vogelstellers oder
F i n k l e r s gegeben. Mit größerem Rechte hätte ihm die
Geschichte den Ehrennamen des Großen verleihen können,