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zu opfern. Schon zückte der Priester den Stahl gegen den
Hals der Jungfrau, da lag plötzlich an ihrer Stelle eine
Hirschkuh als Opfertier auf dem Altare. Jphigenta aber
wurde als Priesterin der Artemis nach Tauris am
schwarzen Meer entrückt. Nunmehr schwellte ein kräftiger
Westwind die Segel und trug die Flotte zur Mündung des
Skamander. —
5. Der Kampf. Hier zogen die Griechen ihre Schiffe
ans Land und bildeten aus ihnen ein festes Lager, das mit
Wall und Graben verschanzt war. Aber der Kampf gegen
die Troer war nicht leicht; denn auch diese hatten manchen
stattlichen Helden und viele Bundesgenossen. Hektor, des
Priamus herrlicher Sohn, der treue Gemahl der Andro-
mäche, war Trojas Hort; sein Helmbusch flatterte immer
in der ersten Reihe der Feldschlacht, und Hunderte von
Griechen würgte sein Schwert. Unbedeutend erschien neben
ihm Paris, der den Krieg verschuldet hatte: zwar war er
ein tüchtiger Bogenspanner, jedoch das weichliche Leben int
Hause und das Saitenspiel lockte ihn mehr als das Getöse
des Kampfes. Dagegen waren Äneas, des Anchtses Sohn,
nebst Glaukus und Sarpedon, den Führern der troischen
Bundesgenossen, tüchtige und kluge Helden. — Das Schlacht¬
feld war die Ebene zwischen dem Schiffslager und der Stadt.
Hier wurde im Zweikampf mit Lanze und Schwert, sowie
in größeren Treffen um den Sieg gerungen jahraus, jähr-
ein. Selbst die Himmlischen mischten sich unter das Kampf-
gewühl: Apollo, Ares und Aphrodite sür die Troer,
Athene und Poseidon zu Gunsten der Griechen. Aber
eine Entscheidung wurde nicht herbeigeführt. So war das
zehnte Jahr des Krieges herangekommen, noch immer standen
die Mauern und Türme Trojas uubezwungen, ja es schien
sogar einmal, als würde sich der Sieg endlich den Trojanern
zuneigen.
6. Der Dorn des Achilles; Zweikampf des Waris