Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

I. Deutschland von 1273—1493: Zeitalter der ständischen Gegensätze. 103 
3. Rückgang der deutschen Macht in der zweiten 82. 
Hälfte des 15. Jh. 
a) Die Hansa. Der Verfall der hanseatischen Macht wurde 
seit der zweiten Hälfte des 15. Jh. herbeigeführt durch die Zunft¬ 
kämpfe und andre innere Wirren in den Hansastädten; durch 
die Erstarkung der nordischen Staaten (Dänemark, Schweden, 
England); durch den Umstand, daß die Heringschwärme vom 
Sunde nach der holländischen Küste zogen; endlich durch die 
Seeunternehmungen der Portugiesen und Spanier. 
b) Der Deutschordensstaat erlebte in dem Jahrhundert von 
1309 —1410 seine Blüte, deren Höhepunkt, gleichzeitig mit dem 
Gipfelpunkt der hanseatischen Macht, die Regierung des Hoch¬ 
meisters Winrich von Knipro de (1351 —1382) war. Damals war 
der Sitz der Hochmeister die Marienburg, der herrlichste 
gotische Profanbau] auf deutschem Boden. Außer Preußen be¬ 
herrschte der Orden Kurland und Livland (§ 75a), erwarb Pom¬ 
merellen mit der großen Hansastadt Danzig, Estland und Szamaiten, 
eroberte Gotland mit Wisby, wo er dem Seeräuberunwesen der 
„ Vitalienbrüder" ein Ende machte, beherrschte >uch eine zeit- 
lang (1402 —1454) die Neumark, so daß sein Staat sich von der 
Oder bis zur Narowa erstreckte. Die Verwaltung war muster¬ 
haft und machte den Orden zu einem der reichsten Landesherren 
Deutschlands. 
Gegen Ende des 14. Jh. begann der Niedergang.' Durch 
die Verheiratung des Großfürsten von Littauen Jagiello mit Hed¬ 
wig von Polen (1386) wurde Polen mit Littauen vereinigt, das 
Ordensland also von zwei Seiten von Feinden umklammert; da 
nun die Littauer Christen wurden, hörte der Zuzug fremder 
Ritter auf, und der Orden sah sich genötigt Söldner anzuwerben, 
was wieder zu größerer Besteuerung der Untertanen führte. 
Dazu verfiel die Ordenszucht. Die Herrschaft des Ordens wurde 
härter und geradezu übermütig. Die Unzufriedenen suchten und 
fanden Rückhalt an Polen. So erfolgte 1410 die Niederlage des 
Ordens bei Tannenberg (im sw. Winkel von Ostpreußen), die 
seine Kraft für immer brach. Zwar brachte der erste Thorner 
Friede (1411) nur geringe Verluste. Aber die Versuche Hein¬ 
richs von Plauen, die Ordenszucht und Regierungsweise zu
	        
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