Die Armee vor Metz. 643
wurde zugleich überall das ernste Gelübde ausgesprochen, daß die Grundlage
der neu erwachten Kraft, die Eimnüthigkeit der Herzen und die Gemein¬
schaft des nationalen Strebens gewahrt und durch feste politische Einrich¬
tungen gesichert werden sollten.
Nene Armeebildung. Durch die (Kapitulation von Straßbnrg
wurde die dortige Belagerungsarmee größtentheils für andere Zwecke frei,
indem nur eine Landwehrdivision als Besatzung dort blieb. Die Garde-
Landwehr ging vor Paris. Die übrigen Truppen wurden mit einigen
Verstärkungen unter dem Befehl des General von Werder zu einem 14.
Armeecorps vereinigt. Eine neue (4.) Reserve-Division unter General
von Schmeling rückte, nachdem ein Angriff gegen die norddeutschen
Küsten Seitens der französischen Flotte immer unwahrscheinlicher geworden
war, nach dem Elsaß, um die Festungen Schlettstadt, Neu-Breisach und
Belfort einzuschließen und zu belagern.
General von Werder sollte mit dem neu gebildeten 14. Corps zu¬
nächst durch die Vogesen nach der Seine auf CHLtillon rücken, traf aber
bereits bei Etival am 6. October auf überlegene feindliche Abtheilungen,
die er nach heftigem Kampfe zurückwarf. Da sich in südlicher Richtung
bedeutende Kräfte sammelten, so erhielt Werder nunmehr den Befehl, bis
Befangen gegen den Feind vorzugehen. Unter vielfachen Gefechten drang
er über Gray vor und beschloß dann auf Dijon zu marschiren, wo in¬
zwischen der italienische General Garibaldi eingetroffen war, und den
Oberbefehl über die dort vereinigten Kräfte übernommen hatte.
Durch die Capitulation von Metz trat demnächst eine neue Wendung
in Betreff der Operationen der einzelnen deutschen Armeen ein.
Capitulation von Metz. Nachdem der Versuch des Marschall Ba-
zaine, die Einschließungstruppen vor Metz zu durchbrechen, in der Schlacht
bei Noisseville am 31. August und 1. Septbr. vereitelt worden war, ver¬
hielt sich die französische Armee in ihren Lagern unter den Mauern von
Metz während der folgenden drei Wochen völlig ruhig. Man verstärkte
auf beiden Seiten die Vertheidigungslinien und die Feindseligkeiten be¬
schränkten sich auf Vorpostengefechte und auf eine fortgesetzte Beschießung
der deutschen Ausstellung aus den schweren Geschützen der Forts. Wollte
der Marschall Bazaine noch einmal durchzubrechen versuchen, so erschien es
damals am wahrscheinlichsten, daß er in südlicher Richtung zu entkommen
suchen würde, um dort die Verbindungslinie der deutschen Heere nach der
Heimath zu unterbrechen. Deshalb legte Prinz Friedrich Carl Anfang
September den Schwerpunkt der Einschließung nach der Südfront. Eine
besondere Sorgfalt mußte dabei der Gesundheitspflege der Truppen ge¬
widmet werden. Die Armee lagerte auf den Leichenfeldern von Gravelotte
und Vionville, und in den aus denselben aufsteigenden Dünsten lag eine
große Gefahr, welche noch erheblich gesteigert wurde, als im September
unaufhörlich Regengüsse den Boden durchweichten, die Erde von den Grab¬
hügeln auf den Schlachtfeldern wegschwemmten und die Lagerstätten der
Truppen in wahre Moräste verwandelten. In der That begannen Krank¬
heiten, wie Ruhr und Typhus in bedenklicher Art die Reihen zu lichten.
Allein die Truppen hielten standhaft aus und überstanden alle Schwierig¬
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