Full text: Quellenbuch für die griechische Geschichte (Nr. 15/16)

33. Die Thcbaner überfallen Platää 431. 71 
Der Herold verkündigte, wer nach dem herkömmlichen Rechte 
der gesamten Böotier ihrem Kriegsbunde beitreten wolle, solle 
sich bewaffnet ihnen anschließen. 
Als die Platäer vernahmen, daß die Thebaner in der Stadt 3 
seien, so schritten sie in der Meinung, die Anzahl der Einge¬ 
drungenen sei stärker, zum Vergleiche, nahmen die Vorschläge an 
und verhielten sich ruhig, zumal da gegen niemand eine Gewalt¬ 
that geschah. Allein während man unterhandelte, wurden sie 
gewahr, wie gering die Zahl der Thebaner sei, und glaubten, 
daß jene durch einen Angriff leicht überwältigt würden. Denn 
die Mehrzahl in Platää war nicht geneigt, von den Athenern ab¬ 
zufallen. So beschlossen sie den Angriff zu wagen, durchbrachen 
die gemeinschaftlichen Zwischenwände der Häuser und vereinigten 
sich auf diese Weise, um nicht über die Straßen gehend bemerkt 
zu werden. Auch stellten sie unbespciunte Lastwagen als Barri¬ 
kaden zusammen. Nachdem sie so alles in Bereitschaft gesetzt, 
nahmen sie noch der Nacht und der Dämmerung wahr und 
drangen aus den Häusern aus jene ein. 
Als die Thebaner sich betrogen sahen, zogen sie sich enger 4 
zusammen und suchten die Angreifenden abzuwehren. In der 
That schlugen sie sie zwei- bis dreimal zurück; als aber die 
Stadtbürger mit gewaltigem Lärm auf sie eindrangen, während 
die Weiber und das Gesinde unter Geschrei und Wutgeheul von 
den Häusern Steine und Ziegel aus sie schlenderten, zugleich auch 
während der Nacht ein heftiger Regen gefallen war, so gerieten 
sie in Schrecken, wandten sich um und flohen durch die Stadt. 
Da bei der Dunkelheit — der Mond stand eben im letzten 
Viertel — und bei den kotigen Straßen die meisten die Durch¬ 
gänge, welche sie hätten retten können, nicht zu finden vermochten, 
hingegen die Verfolger mit den Wegen wohl bekannt waren, so 
kam die größere Zahl der Thebaner ums Leben. Ein Platäer 5 
hatte auch das Thor, durch welches jene hereingekommen und 
das allein noch offen war, geschlossen, indem er statt des eisernen 
Zapfens am Querbalken den Schaft eines Spießes gebrauchte, 
sodaß sie auch dort keinen Ausweg mehr hatten. Während sie 
so durch die ganze Stadt umhergejagt wurden, erstiegen einige 
die Mauer, stürzten sich nach außen hinab und fanden den Tod; 
andere entkamen durch ein abgelegenes Thor, wo sie mit einem 
Beile, das ein Weib ihnen gab, das Querholz entzwei hieben. 
Doch ihrer waren wenige, denn man bemerkte dies bald. Der
	        
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